Moin, so, auch hier musste erstmal einiges sacken, denn schließlich hatten wir am Sonntag (und auch in der Folge) die m. E. schwierigste Situation zu bestehen, seitdem ich zum FC gehe. Nachdem ich mit vielen Menschen gesprochen habe, steht in meinen Augen Folgendes fest:
es einige nicht wahrhaben woll(t)en: Es hat, vor allem um S1 herum, Situationen gegeben, wo Menschen konkret gesundheitlich gefährdet wurden. Es hat zwei Einsätze des Rettungsdienstes gegeben.
hemmungslos geweint hat, so fertig war er nach schlafloser Nacht. er war im Gedränge an S1 und hat Panik erlitten. er konnte auch nicht mehr nach hinten weg. Selten habe ich mich so hilflos gefühlt als wie diesem Mann gegenüber. Wir haben lange gesprochen und ich glaube, das Gespräch hat ihm schon ganz gut geholfen.
groß wie noch NIE. Mit Abstand. Und wir hatten inden letzten Jahrzehnten schon so einige beschwerdereife Situationen. Die Mails werden mit folgender vorläufigen Stellungnahme beantwortet: Hallo, lieber St. Pauli-Fan! Bitte entschuldigen Sie die unpersönliche Anrede, aber durch die Vielzahl der Schreiben, die uns zum Thema erreichten, lässt sich eine gesonderte Einzelbeantwortung nicht gewährleisten. Aufgrund der Masse an Zusendungen sowie eine beträchtliche Zahl an telefonisch und persönlich geführten Gesprächen hat sich mittlerweile ein deutliches Bild dessen aufgebaut, was am vergangenen Sonntag im Umlauf der Südkurve passiert ist. Präsident Corny Littmann hat dazu gestern auf der homepage Stellung bezogen: http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=6285&type=2&men... http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=6285&type=2&menuid=57&topmenu=112
Der Verein missbilligt diese Blockade als nicht tolerierbare Form des Protests. Wie es konkret weiter geht, hängt nicht zuletzt von der Stellungnahme der Organisatoren der Blockade ab. Um auf einzelne Punkte in einigen Schreiben einzugehen: Der Verein war selbstverständlich nicht im Vorwege über die Blockade informiert. Auch die Ordner haben bei der Blockade nicht unterstützend gewirkt. Vielmehr war es so, dass es kurz nach Beginn der Blockade zu einer Beratung zwischen Verein, Polizei, Ordnungsdienst und den anwesenden Beobachtern des DFB gekommen ist. Diese Runde war sich nach Betrachtung der sich bietenden Szenerie einig, dass es nicht im Sinne einer Deeskalation sei, wenn nun der Ordnungsdienst und in der Folge zwangsläufig die Polizei zur Durchsetzung des Hausrechts bzw. des berechtigten Zuschaueranspruchs auf Einnahme des bezahlten Platzes gerufen werden würde. Vielmehr würde dies mit Sicherheit zu Situationen führen, die weit mehr auch Unbeteiligte gefährden würden als die Blockade. Es ist jedoch unstrittig, dass es an einzelnen Punkten im Umlauf der Südtribüne, vor allem in Höhe des Zugangs S1 (erster Aufgang aus Richtung Schule) zu beängstigenden Zuständen und einzelnen Gewaltausbrüchen (von beiden Seiten!) gekommen ist. Offensichtlich haben die Organisatoren der Blockade die Möglichkeit solcher Situationen nicht bedacht und damit Menschen gefährdet. So etwas darf nicht passieren und sich schon gar nicht wiederholen. Ich möchte aber auch darauf verweisen, dass es auf der anderen Seite ebenfalls zu nicht hinnehmbaren Beschimpfungen seitens einiger „Blockade-Gegner“ gekommen ist, sowohl in der Situation am Sonntag als auch in einigen Beschwerden an den Verein: Wer die Blockierenden auf eine Stufe mit der SA o.ä. stellt, verfälscht Geschichte – solche Vergleiche verbieten sich angesichts der Gräueltaten im 3. Reich von selbst. Auch homophobe und sexistische Äußerungen sind am Millerntor per Stadionordnung untersagt. Zum Glück sind aber die meisten am Sonntag besonnen geblieben, auf beiden Seiten. Wir werden nun wie angekündigt die Stellungnahme von Fanseite abwarten und das Präsidium wird darauf zeitnah weitere Entscheidungen treffen, die Sie dann bitte der homepage entnehmen. Eins sollte aber jetzt schon allen Beteiligten klar sein: Der Riss vom Sonntag wird schwer zu kitten sein. Es gibt aber keine Alternative, denn auch wenn etliche sich dieses Recht derzeit gegenseitig absprechen: Alle sind Fans des FC St. Pauli und werden dies auch künftig sein. Wir werden weiter miteinander auskommen müssen und so sollten sich alle Gedanken machen, wie dies künftig zu bewerkstelligen ist. Es wäre mehr als schade, wenn das Jahr 2010 mit einem Jubiläum und einem potentiellen Aufstieg daneben als Jahr der Spaltung in die Annalen eingehen würde. Mit freundlichen Grüßen
Soweit die Mail-Antwort. Es sollte jetzt aber, wie einige Besonnene hier vollkommen richtig schreiben, um die Gestaltung der Zukunft gehen. Meine prsönliche Meinung ist, auch wenn sie für einige der Beteiligten womöglich zu einseitig ausfällt, dass das Mittel der Blockade weder politisch noch taktisch-otrganisatorisch das Richtige ist, um sein Anliegen der Öffentlichkeit nahe zu bringen. Das Mittel der Blockade mag in anderen gesellschaftlichen Bereichen (Atom, Nazidemo...) angebracht sein, ist dort aber auch leichter durchzuführen als in einem engen Umlauf eines Fußballstadions. Wir können sehr froh sein, dass es am Sonntag keine Verletzten gab. Die Organisatoren hätten angesichts der teilweise vorhandenen Situation die Aktion abbrechen müssen. Ich hoffe sehr, dass sie dies wenigstens im Nachhinein erkennen und sich schlicht und ergreifend mal entschuldigen. Jedem steht es zu, fehler zu machen. Auch kann man Erfolgschancen einer Aktion mal falsch einschätzen. Aber dann bitte auch hinterher dazu stehen. Damit wäre ein sehr fruchtbarer Boden für eine konstruktive Aufarbeitung bereitet. Es ist offensichtlich so, dass am sonntag Gräben aufgebrochen sind, die in der Realität schon lange vorhanden sind. Auch das muss man einfach mal zur Kenntnis nehmen. Heißt aber auch: die Leitlinien, die auf der letzten JHV verabschiedet wurden, müssen von allen umgesetzt oder wenigstens mal zur Kenntnis genommen werden. Was jetzt nur noch nervt sind die gegenseitigen polemischen Anpöbeleien. Weder besteht USP nur aus Hooligans noch sind alle anderen, die die Blockade kritisieren eventgeile VIP-Leute mit Hunger auf Krabbencocktail. Aufgrund der Enge des Stadions sind wir in den nächsten Jahren noch gewissen Sachzwängen unterworfen, was die freie Platzwahl angeht. Mindestens solange müssen alle in der jetzigen Konstellation miteinander auskommen. So schwer es einem in der momentanen Situation 2 Tage nach Sonntag auch vorkommen mag: es muss und wird weitergehen. Aber beide Seiten sollten realisieren, dass die Realität in unser aller (!) Stadion womöglich über das konkrete, eigene Umfeld hinausgeht. Sowohl rein körperlich als auch in dem, was die Leute in ihren Köpfen haben. Was sie meinen, wenn sie sagen "Ich bin St. Pauli Fan". Keiner hat dem anderen irgendwas vorzuschreiben, weder in die eine noch in die andere Richtung. Ich hoffe, wir kriegen das alle zusammen irgendwie wieder hin, gerade in diesem besonderen Jahr 2010. Ich könnte noch mehr schreiben, lass das aber jetzt erst mal. Gruß Sven