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Datum: Thu, 21 Sep 2023 12:23:32 +0000 Von: Südkurve Sankt Pauli kontakt@ultra-stpauli.de Betreff: Flutlichspiel gegen Schalke

** Moin Südkurve,

am Samstag geht es gegen Schalke zu einem der wichtigsten Spiele und das bei bester Atmosphäre im mit Flutlicht durchfluteten Millerntor. Was wir als Fanszene gemeinsam leisten können haben wir ja bereits beim Heimspiel gegen Kiel gezeigt. Was war das für ein geiles Spiel, sportlich gesehen? Zu den Umständen des sportlichen Spektakels und den Gründen, warum wir es als wichtig und richtig empfanden, dass über viele Minuten kein organisierter Support stattfand, lest ihr in diesem Newsletter mehr. Jetzt gilt es, die Mannschaft zu pushen, so dass sie noch einen oben drauf setzen kann und die Stimmung am Wochenende absolut zum kochen zu bringen. Auf die nächsten 3 Punkte! Auf gehts St. Pauli Fans!

[Bild 1]

** Treffpunkt Schalke Heimspiel

Samstag gehts gegen Schalke. Die Partie gehört sicherlich zu einer der interessanteren, spätestens nach deren letztem Besuch in Hamburg.

Wir treffen uns vor dem Spiel gemeinsam um 16:30 am Großneumarkt. Dort verteilen wir uns auf die Läden in direkter Umgebung. Einen Edeka, um sich zu versorgen, gibts ebenfalls.

Der Treffpunkt letzte Saison am Hein-Köllisch-Platz lief sehr gut, weil ihr alle mitgezogen habt. Kommt also gerne wieder alle rum und lasst uns an unsere Fortschritte als Fanszene anknüpfen!

Gegen 18:30 gehts dann per Corteo über die Budapester Straße ins Stadion.

[Bild 2]

** AG Tifo - Support in der Kurve

Moin Südkurve! Wir, die Arbeitsgruppe Tifo, machen uns regelmäßig Gedanken über unseren optischen Support in der Südkurve. Wir hinterfragen, was für ein Bild wir als Kurve der Ultras erzeugen und wie es stetig verbessert werden kann. In den letzten Wochen haben wir uns vermehrt Gedanken über den Einsatz von Schwenk- und anderen Fahnen in der Kurve gemacht, welche den Hauptbestandteil unseres optischen Supports darstellen. Diesbezüglich möchten wir uns nun gerne an Euch wenden, um Transparenz zu schaffen, Unklarheiten zu beseitigen und Verbesserung in die Wege zu leiten. Häufig fällt uns beim Verteilen von Fahnen und Schwenkern auf, dass diese gerne ignoriert und einfach ein paar Reihen weiter nach oben gereicht werden. Häufig geschieht dies aus der Unklarheit darüber, wo das Material denn genau hingereicht werden soll und ob es vielleicht klar zugeordnete Personen gibt. Hierzu möchten wir ein paar Worte verlieren: Jede:r in der Südkurve ist dazu angehalten, Initiative zu ergreifen, Material entgegenzunehmen und es sich mit der eigenen Bezugsgruppe das Spiel über zu teilen. Unabhängig von einer Gruppenzugehörigkeit oder davon, wie lang jemand bereits ein Teil der Südkurve ist: Niemand muss vorher um Erlaubnis bitten oder denken, es sei verboten. Unsere Vision ist eine lautstarke und bunte Kurve über 90 Minuten, dafür braucht es das Engagement und die Leidenschaft aller! Wendet Euch gerne, sobald das Stadion geöffnet ist, an Personen rund um das Mittelpodest, wenn ihr eine Crew von ein paar Personen seid, die sich vorstellen kann, regelmäßig über das gesamte Spiel einen Schwenker zu teilen. Genau Euch brauchen wir! Auch wurde an uns herangetragen, dass Fanclubs oder Bezugsgruppen teilweise nicht wissen, ob sie eigenes Material herstellen und mitbringen dürfen. Das ist auf jeden Fall ausdrücklich erlaubt und erwünscht, ihr alle tragt Euren Teil zu einer bunten Kurve bei! Sprecht uns auch diesbezüglich gerne am Podest an, wir besprechen das dort und unterstützen Euch gerne. Nicht unerwähnt soll hierbei bleiben, dass wir einen klaren DIY-Stil verfolgen und ausleben. Jedes Material unserer Gruppe ist eigenständig genäht, gemalt oder geklebt. Genau das erhoffen wir uns von der gesamten Südkurve. Irgendeine Plastikscheiße im Internet bestellen kann jede:r, selbst tätig zu werden ist ein Kernelement unserer Kurve und steht für unsere Hingabe für den Verein! Entsprechend vertraulich ist auch die Abgabe unserer Fahnen an Euch. Das Material wird benutzt, anständig behandelt und nach Abpfiff wieder nach unten gereicht. Beteiligt Euch, habt Spaß und seid Teil einer bunten und lautstarken Kurve! 90 Minuten für unseren Magischen FC!

Ultrà Sankt Pauli, September 2023

** Sani-Einsätze und Support-Unterbrechung

Eben noch geht die Kurve komplett ab und plötzlich herrscht Ruhe. Fahnen werden eingeholt, Doppelhalter runtergenommen, der Support verstummt. Man guckt sich um und schaut dabei zum Teil in fragende Gesichter. Wir würden gerne einmal mit euch teilen, warum es hin und wieder dazu kommt, dass wir den Support so einstellen, wie jetzt beim Spiel gegen Kiel.

Den Sani-Einsatz im Gästeblock haben bestimmt alle mitbekommen. Schon vor einiger Zeit haben wir uns dazu entschieden bei Sani-Einsätzen im Stadion den Support solange zu unterbrechen, bis dieser beendet ist - ganz egal ob es sich um einen Fan unserer Mannschaft oder der gegnerischen handelt. Denn auch wenn nichts über die Schwere des Einsatzes bekannt ist, ist dies für uns nicht der Rahmen, in dem wir weiter supporten wollen/können.

Wir wissen, dass es bei diesem Thema unterschiedliche Auffassungen gibt und das nie so entschieden werden kann, dass alle zufrieden sind. Uns ist es aber wichtig, einen respektvollen Umgang zu wählen.

** Gegnervorstellung FC Schalke 04

„Kennst du den Mythos vom Schalker Markt?“ Sowohl der FC Schalke 04 als auch seine Fanszene stechen aus dieser ohnehin schon hochkarätigen Liga heraus. Das liegt nicht nur an der langen Europapokalhistorie oder der großen Anzahl an Eurofightern. Dieser Mythos, er riecht nach Kohle. Er klingt nach dem Steigerlied. Und er schmeckt nach Tabak aus dem Laden, den die Vereinslegende Ernst Kuzorra einst am Schalker Markt betrieb. Dem Ort in Gelsenkirchen, an dem der FC Schalke gegründet wurde und wo er zeitweise seine Geschäftsstelle in der Gaststätte Thiemeyer eingerichtet hatte. In den letzten Jahren passte dieser Mythos – die Identität des selbsternannten Kumpel- und Malocherclubs, die vielbeschworene Nähe von Verein und Fans – immer häufiger nicht mehr zu dem Bild, das der FC Schalke mit Clemens Tönnies, Gazprom und Misserfolgen abgab. Das änderte sich im Frühjahr 2021 paradoxerweise schlagartig mit der dunkelsten Stunde der jüngeren Vereinsgeschichte: dem ersten Abstieg aus der Bundesliga seit 30 Jahren. Zwischen den Jagdszenen auf Spieler der Abstiegsmannschaft und einem neu aufgestellten Aufsichtsrat, zu dem fortan ein Vertreter der Ultras Gelsenkirchen zählte, lagen nur zwei Monate. Doch der Wandel war nachhaltig. Der Verein war in ruhigere Fahrwasser geführt worden. Es folgte der unmittelbare Wiederaufstieg von S04 in einem dramatischen Spiel gegen unsere Boys in Brown. Und so scheinen Verein und Fanszene inzwischen wieder so (miteinander) gefestigt zu sein, wie es uns der Mythos weismacht. Die Ultras Gelsenkirchen schreiben in Bezug auf den nun neuerlich erduldeten Gang in Liga 2 von einem „würdevollen“ Abstieg, wie man ihn auf Schalke niemals für möglich gehalten hätte. Im abgelaufenen Jahr haben sich die Ultras besonders für die Restaurierung des letzten verbliebenen Flutlichtmasten des Parkstadions eingesetzt. Das Parkstadion ist die ehemalige Spielstätte der Profis und heutige Heimat der Zweitvertretung. Die unvorstellbare Summe einer Viertelmillion Euro haben sie zu diesem Zweck gesammelt. Ein Moralapostel blickt auf eine derart exorbitante Mittelver(sch)wendung sicherlich skeptisch. Fußball-Nostalgiker:innen sehen darin vielmehr die beschworene Identifikation der Fans mit ihrer Region, ihrem Verein und derer Geschichte. Fest steht: Wohl kaum eine Szene, kaum eine Gegend bekommt solche Unsummen für überhaupt irgendwas zusammen. Diese Erkenntnis spiegelt sich auch in den Bilanzen der punktuellen Spendensammlungen für Choreographien wider. 33.569,99 Euro warfen die (gar nicht mal so) [k]nappen-Fans beispielsweise Ende vergangener Saison an einem einzigen Spieltag in die blauen Spendeneimer. Auf absehbare Zeit wird dieses Geld jedoch nicht seinem Zweck zugeführt werden können: Die Polizei Gelsenkirchen hat ein de-facto Choreoverbot erlassen, indem sie darauf besteht, dass die Fensterfront ihrer Stadion-Leitstelle zu keinem Zeitpunkt verdeckt werden dürfe. Choreographien, die Blockfahnen oder auch nur breite Spruchbänder vorsehen, sind somit von heute auf morgen nicht mehr erlaubt. Am vergangenen Wochenende reagierte die Nordkurve mit etlichen geschmuggelten Rauchtöpfen, die den Beamt:innen die Sicht vernebelten. Außerdem erinnerten die Ultras mit dem Spruchband „Vor 10 Jahren in unsere Kurve marschiert, eure Fehler bis heute nicht kapiert“ an die skandalöse Polizeigewalt beim Europapokalspiel gegen PAOK. Auch am Samstag könnte es im Gästeblock heiß hergehen. Ultras Gelsenkirchen, Hugos, Marler Jungs und Junge Chaoten sowie der Rest der Nordkurve werden zum ersten Mal seit dem „Skandalspiel“ (Spielabbruch nach Becherwurf von der Haupttribüne) während unserer Bundesliga-Saison 2010/2011 am Millerntor sein. Als Gelsenkirchen-Schalke 1904 im Winter ‘21 bei uns antrat, war Covid noch pandemisch und organisierter Support nicht möglich. Der große Teil des trotzdem angereisten Schalker Spieltagshaufen war von der Polizei hochgenommen worden. Ein kleinerer Teil war wiederum, wie UGE anschließend resümierte, nicht nur zahlenmäßig unterlegen. Du kannst also davon ausgehen, dass sich die Nordkurve in deiner Stadt diesmal nicht lumpen lässt.

** Der Blick zurück

In der Saison 2021/2022 war der Aufstieg für Sankt Pauli eine lange Zeit zum Greifen nah. Als wir am vorletzten Spieltag nach Gelsenkirchen reisten, war die Messe indes leider schon so gut wie gelesen. Rechnerisch war zwar nach wie vor noch alles möglich, aber der Leistungsabfall innerhalb der Mannschaft im Vergleich zur Hinrunde war offensichtlich. Trotzdem war die Fahrt ins Ruhrgebiet etwas Besonderes, da Schalke ob seiner Strahlkraft immer ein sehr attraktives Auswärtsspiel darstellt und zudem klar war, dass die Blau-Weißen mit einem Sieg den Aufstieg aus eigener Kraft klar machen konnten. Aus Hamburg fuhr dementsprechend ein übervoller Sonderzug in den Pott und auch davon ab war der Gästeblock restlos ausverkauft. Wir statteten alle Sankt Paulianer*innen mit einem schicken Mottoschal im Retrodesign aus und wussten im Folgenden im Block ein optisches Ausrufezeichen zu setzen.

[Bild 3]

Die Schalker zogen ebenfalls mit und nebelten die komplette Arena in ihren Vereinsfarben ein. Es war direkt Feuer in der Partie, was sich auch auf die Spieler auswirkte. Beide Mannschaften warteten trotz der Bedeutung der Partie nicht etwa ab, sondern schenkten sich nichts. Es ging auf und ab, doch Sankt Pauli machte die Tore. Der sonst oft glücklose Matanovic schnürte einen frühen Doppelpack, der den Gästeblock explodieren ließ. Während die Schalker verzweifelten und in einer Schockstarre verharrten, sangen wir das gesamte Stadion an die Wand. Dieser Auftritt in den ersten 45 Minuten blieb sicher allen noch lange in Erinnerung! Passend zur Gesamtsaison brach unsere Mannschaft aber leider in der zweiten Halbzeit ein. Schalke wachte auf und spielte sich in einen Rausch. Am Ende erzielte ausgerechnet Zalazar das entscheidende 3:2, das Schalke aufsteigen ließ. Und 1,5 Jahre später? Mittlerweile spielt auch der S04 wieder in Liga 2 und startete gar schlechter als der FCSP. Es ist eine kleine Genugtuung, dass die blau-weiße Freude nur eine kurze Zeit währte und wir uns demnach bereits heute für den damals erlittenen Herzschmerz revanchieren können!

[Bild 4]

** Streetart

[Bild 5, 6 und 7]

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