Björn Pahrmann: Du stellst ja mit deinen Äußerungen eigentlich das Profitum im Fußball zur Diskussion.
Moin Björn!
Gott bewahre, so weit wollte ich dann doch nicht gehen. :-) Profitum, das Wort allein beinhaltet schließlich schon, dass es um Geld und ums Geld verdienen geht. Und vor diesem Hintergrund habe ich grundsätzlich auch Verständnis für einen Spieler, der, wie Du schreibst, zusehen muss, dass er 15 Jahre lang für sein Leben nach der Sportler-Karriere vorsorgt.
Ich habe es vorhin schon geschrieben: Es wäre in jedem Fall naiv, zu glauben, es könnte heute noch eine Besonderheit für einen Spieler sein, dieses oder jenes Vereinslogo auf dem Trikot zu tragen, wie es früher der Fall war. Über das bloße Geldverdienen hinaus...
Die Söldner-Mentalität, von der Du schreibst, bestimmt das Geschehen, völlig klar. Und der Fußball ist eine riesige Gelddruckmaschine geworden, die so viel Krach macht, dass Leute, die Kritik üben oder an etwas, wie soll ich sagen, "Tiefergehendes" an diesem Sport glauben, sowieso schon lange nicht mehr zu hören sind. Und was schert es einen Sepp Blatter, wenn ich als kleines Licht so etwas auf dieser Liste verfasse... :-)
Nur: Ich schreibe es, weil es mir halt trotzdem stinkt. Weil ich immer noch zu sehr an das Gute im Menschen glaube...? Mich immer noch nicht abfinden will mit vielen Realitäten im Profi-Geschäft...? Weil ich zu einem Verein stehe, der immer als "anders" gegolten hat, auch wenn ich das schon längst nicht mehr hören kann, weil er in vielen Punkten schon lange nicht mehr "anders" ist...? Weil ich irgendwie doch möchte, dass er für mich "anders" bleibt...?
Wahrscheinlich sind das wirklich ausschließlich persönliche Gründe, die mich da treiben und mich exemplarisch so auf Alexander Ludwig einschießen lassen. Aber wenn du jahrelang tausende von Kilometern runtergerissen hast für deinen Verein auf irgendwelchen Autobahnen, frierst, buchstäblich im Regen stehst, Geld verprasst für Sprit und Übernachtungen, dann siehst du es irgendwann nicht mehr ein, jedem 08/15-Profi zuzujubeln. Dann hinterfragst du irgendwo für dich selber sein Tun und seine Aussagen, auch wenn er sie mit zarten 18 oder 19 trifft.
Dieser Punkt war für mich irgendwann Mitte der 90er erreicht, als ich über drei Spielzeiten hinweg wirklich zu jedem Auswärtsspiel aufgebrochen bin. Da hat es innerlich irgendwann "Klick" gemacht und ich war nicht mehr bereit, jede noch so erbärmliche Leistung auf dem Platz mit Applaus hinzunehmen. Ich konnte nicht mehr mit diesen ganzen "Fans" klatschen, die "Pauli" sehen wollten und nach einer bitteren Niederlage in Düsseldorf im Abstiegskampf nur "Pauli is immer Paaaadie"-blökend durch die Gegend gehüpft sind.
Sorry, das war ein kleiner Exkurs in meine persönliche Fan-Geschichte. Aber ich glaube, der war nötig, um zu zeigen, warum mir bestimmte Spielertypen gegen den Strich gehen und warum ich in der einen oder anderen Frage rund um diesen Verein eine kritische Haltung einnehme.
Deswegen wird es für mich trotzdem immer nur St. Pauli geben. Und deswegen bin ich immer noch bescheuert genug, durch die Lande zu fahren und zu singen, was die Stimmbänder hergeben. :-)
Ich habe wohl eine Haltung zum Fußball und eine Einstellung als Fan, die sich mit vielen Entwicklungen in diesem Geschäft nicht mehr vereinbaren lässt. Das ist der Grundkonflikt. Aber ich möchte sie mir, offen gestanden, erhalten, weil sie hilft, durchzuhalten und nicht alles kommentarlos hinzunehmen. Mein Gott, wie hochtrabend... :-)
Da war Alexander Ludwig nur ein Beispiel, Björn! Ein kleines Teilchen in meinem persönlichen Fußball-Puzzle. :-) Ansonsten kenne ich die Fußball-Realitäten natürlich... Leider. :-)
Danke übrigens für den Hinweis mit dem Hertha-Forum, Andi! Ich dachte, das sei zu Ludwigs Dresden-Zeit gewesen. Insofern korrigiere ich mich da natürlich.
Viele Grüße aus dem Wald!
Frank
PS: Stani oder Trulla - so etwas gibt es wahrscheinlich in der Tat nicht mehr, da hast Du Recht, Daniel!
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-----Ursprüngliche Nachricht----- Im Auftrag von badhouse1910
Verständnis für einen Spieler, der, wie Du schreibst, zusehen muss, dass er 15 Jahre lang für sein Leben nach der Sportler-Karriere vorsorgt.
da könnte man wohl trefflich drüber streiten, ob profi-fussballer (oder auch z.b. bundestagsabgeordnete) so tolle hechte sind, dass sie in ihrem leben nur 15 jahre arbeiten müssen. bei einigen ausnahme-ballkünstlern mag ich das noch akzeptieren aber der grossteil könnte schon hinterher noch ne lottoannahmestelle (wie die spieler in den 60ern und 70ern das gerne getan haben) bis zum rentnealter betreiben oder sich sonstwie nützlich machen...