-------- Originalnachricht -------- Betreff: Personalisierte Tickets, Rückblick Paderborn, Streetart... Datum: 04.02.2022 14:05 Von: Südkurve Sankt Pauli kontakt@ultra-stpauli.de
MOIN SÜDKURVE,
um euch in Zukunft wieder pünktlich zu Heimspielen mit Infos zu versorgen, lest ihr nun den zweiten Newsletter in zwei Wochen! Aber keine Sorge, langweilig wird es nicht. Wir haben genug Themen: Die Datenabgabe zur Kontaktnachverfolgung wird in Hamburg zum kommenden Wochenende eingestellt. Für uns ist klar: Das muss auch für das Stadion gelten! Ein paar Worte zu diesem Thema lest ihr weiter unten. Zudem werfen wir einen Blick auf die vergangenen Spiele gegen Paderborn und nehmen euch mit in die zweite Saison von Ultrà Sankt Pauli. Abschließend möchten wir euch auf zwei spannende Videos hinweisen und euch einige neue Werke an Hamburgs Wänden zeigen. Viel Spaß beim Lesen und auf hoffentlich 3 Punkte am Wochenende!
SANKT PAULI! ULTRAS! SÜDKURVE!
PERSONALISIERTE TICKETS
Die Personalisierung von Tickets muss aufgehoben werden!
Schon vor Corona wurden die Schreie verschiedener Innenminister*innen lauter, Tickets zu personalisieren, vor allem dann, wenn über vermeintliche Verfehlungen von Fans medial berichtet wurde. Mit Eintreten der Pandemie wurde dieser Wunsch zur Wirklichkeit: Personalisierte Tickets wurden Normalität. Allerdings nicht primär um eine ausführliche Datensammlung über Fußballfans anzulegen, sondern zur Kontaktnachverfolgung im Infektionsfall. Im letzten Sommer hielten wir dies für einen legitimen Grund zur Datenabgabe, weshalb wir uns dazu entschieden das Stadion zu besuchen und unsere Daten bei unserem Verein zu hinterlegen. Mittlerweile hat sich die Lage jedoch verändert: In verschiedenen Bundesländern fallen immer mehr Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Dies geschieht sicherlich auch, weil die Ämter vielerorts schlicht überfordert sind und an allen Ecken und Enden Kapazitäten fehlen – vor allem zur Kontaktnachverfolgung. In dieser Woche hat auch der Hamburger Senat die Segel gestrichen und angekündigt, die Kontaktnachverfolgung einzustellen. Für uns steht deshalb fest: Auch die Personalisierung von Eintrittskarten für Fußballspiele muss sofort zurückgenommen werden! Die Pandemie darf nicht als Ausrede genutzt werden, eine umfassende Datensammlung über Fußballfans langfristig zu legitimieren. Dass man ihnen nicht trauen darf, haben die Polizei und andere Behörden schließlich während der Pandemie wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis [2] gestellt. Wir schließen uns der Forderung [3] der Braun-Weißen Hilfe an: Die Personalisierung von Tickets muss aufgehoben werden!
DER BLICK ZURÜCK
Paderborn - dieser Provinzclub begleitet uns nun auch schon seit Regionalligazeiten und damit seit fast 20 Jahren. Damals stand deren Stadion zwar auch schon in der Pampa, weit außerhalb der Stadt, hatte samt einer Stromleitung, die vertikal über den Platz reichte, aber noch etwas Charme. 2004, nach einer sportlich tristen ersten Saison in der Regionalliga, pilgerten nicht mehr die Massen zu Spielen des FC Sankt Pauli. Selbst USP und Umfeld waren an einem Samstag nur mit 90 Wochenendticketfahrer*innen unterwegs. Folglich kam die Idee auf, sich nicht in den eigentlichen Gästeblock zu begeben, sondern auf der Haupttribüne Platz zu nehmen, die samt Dach und Spielfeldnähe deutlich mehr Attraktivität besaß. Teile der aktiven Fanszene, darunter Skins und Passanten, schlossen sich an, sodass am Ende knapp 200 Leute einen Block bildeten, der die infrastrukturellen Besonderheiten für sich nutzen konnte. Die Vorsänger saßen auf der Trainerbank, beim Torjubel wurde selbige auch mal bestiegen oder gleich der Weg zum Spielfeldrand eingeschlagen. Wahrhaftig paradiesische Zustände, die heute nicht mal mehr bei der zweiten Mannschaft in der vierten Liga zu finden sind. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Weg auf die Tribüne auch deshalb gewählt wurde, da zu dieser Zeit gerade in Auswärtsblöcken Sankt Pauli Fans erschienen, deren Verhalten oft grenzüberschreitend war: Seien es Punks, die ihre Notdurft in den Zugabteilen verrichteten, oder Kutten, die eine Fahne mit der Aufschrift „Pils, Porno, Pauli“ an den Zaun hingen. Früher war alles besser? Jein!
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20 JAHRE ULTRÀ SANKT PAULI – SAISON 2003/2004
Zwei Abstiege in Folge, das war zu viel für die damals ewig leeren Kassen unseres Vereins, die ein Minus von zwei Millionen Euro offenbarten. Uns stand im Sommer 2003 das Wasser bis zum Hals. Folglich war sprichwörtlich jedes Mittel recht, um irgendwie Geld zu generieren und den Konkurs abzuwenden. Im Fokus stand dabei der bis dato noch kommissarische Präsident Corny Littmann, der seine Kontakte spielen ließ. War der Druck von Rettershirts sicher noch eine ganz gute Idee, so platzte vielen spätestens dann der Hut, als Uwe Seeler und CDU-Bürgermeister und Schill-Koalitionspartner Ole von Beust ebenfalls mit ins Boot geholt wurden, um möglichst medienwirksam Shirts und Dauerkarten zu verkaufen. Auch Bayern München kam für ein Retterspiel am Millerntor vorbei und selbst Uli Hoeneß posierte freudestrahlend im St. Pauli-Shirt. Die Selbstachtung ging verloren, was zu Saisonbeginn mittels vieler Tapeten beim Auswärtsspiel in Wattenscheid auch klar nach außen kommuniziert wurde. Dritte Liga beziehungsweise Regionalliga Nord bedeutete damals Fahrten bis in den Süden von NRW, aber auch in den Osten. Deutschland war zweigeteilt. Von 18 Teams waren gleich fünf ungeliebte Zweitvertretungen großer Bundesligateams, aber auch etliche Traditionsmannschaften wie RW Essen, Wuppertaler SV, Dynamo Dresden oder Eintracht Braunschweig waren mit von der Partie. Langweile kam da selten auf. Auch deshalb nicht, da die Polizei noch wesentlich planloser agierte als heute und die Spiele zwar oft absicherte, aber immer offensichtliche Lücken im System blieben. So standen wir beispielsweise an der bekannten Essener Tankstelle deren Hools in Spuckweite gegenüber oder waren in Dresden irgendwann auf uns allein gestellt, da eine Fantrennung unwichtig erschien. Ohnehin hatte das damalige Spiel in Dresden schon im Vorfeld stark polarisiert, da die dortige Szene sich durch etliche Ausschreitungen einen besonderen Ruf erarbeitet hatte. Aus diesem Grund wurde den Busreisenden ein Bauhelm mit auf die Reise gegeben. War die Aktion zunächst eher mit einem Augenzwinkern gedacht gewesen, so war der Kopfschutz für einen Mitfahrer am Ende Gold wert, als die Dynamos bei der Abreise Steine fliegen ließen, die auch vor Scheiben keinen Halt machten. Spiele gegen die Zweitvertretungen wiederum waren natürlich größtenteils unattraktiv, allerdings hatte dummerweise eines dieser Teams eine schwarz-weiß-blaue Raute auf der Brust. Derbytime und damals sicher ein Saisonhighlight, das auch dementsprechend zelebriert wurde. Beim Hinspiel am Millerntor, das wir 3:0 gewinnen konnten, versank der USP-Bereich in einem braun-weißen Fahnenmeer, in dessen Mitte eine Blockfahne mit dem noch heute oftmals verwendeten Arbeiter wogte. Auf Spruchbändern hielten wir den Rauten die eigene Erfolgslosigkeit vor: „Wolltet ihr nicht mal Meister werden?“ War das Hinspiel noch eine runde Sache, so änderte sich dies beim Rückspiel komplett. Zunächst wurde uns eine Choreo verboten, dann gingen wir auch noch sportlich 1:0 baden und das zum Intro verwendete Spruchband „Arschlecken“, das in Kombination mit entblößten Hintern die Repressionen vor dem Spiel thematisierte, fing letztlich Feuer. Einige Sitze der Arena fackelten ebenfalls ab und USP geriet ins Kreuzfeuer von Medien, Präsidium und auch etlichen Fans. Allen voran Corny Littmann, der durch etliche undurchdachte Aktionen und das Übergehen etablierter Vereinsstrukturen den Zorn auf sich gezogen hatte, holte nach dem Spiel gegen den Rautennachwuchs zum Rundumschlag aus. Binnen kürzester Zeit wurden sechs Stadionverbote ausgesprochen, ohne die betroffenen Personen anzuhören, Sven Brux zu beteiligen oder die Kommunikation mit dem Fanladen zu suchen. Vielmehr war es so, dass von der Polizei sechs Namen vorgelegt wurden, die in überhaupt keinem Zusammenhang mit den Vorfällen in der AOL-Arena standen, aber trotzdem vom Verein belangt werden sollten. Da USP öffentlich die Verantwortung für das Feuer übernommen und interne Konsequenzen angekündigt hatte, war die Solidarität im Rest der aktiven Fanszene groß. So wurde beim darauffolgenden Heimspiel gegen Holstein Kiel ein wirksamer Boykott unter dem Motto „Einer gegen alle, alle gegen einen“ inszeniert. Während Block 1 und der Sektor um USP die ersten dreißig Minuten schweigend im Stadion verweilten, in dem Totenstille herrschte, verließ danach ein Großteil der Zuschauer*innen aus beiden Bereichen unter lauten „Littmann raus“-Rufen das Stadion. Zwar ruderte Littmann daraufhin merklich zurück und hob die Stadionverbote wieder auf, hatte seinen Kredit aber schon so weit verspielt, dass Protestaktionen gegen seine Person in dieser Saison und darüber hinaus die Regel blieben. Während der Klassenerhalt mit vier Punkten Abstand zu den Abstiegsrängen wenig souverän gelang und nicht zu Freudensprüngen einlud, stieg schon vor dem Saisonende im April eine große Sause, an der USP keinen geringen Anteil hatte: Das erste Antira! 29 gemischte und vier reine Frauenteams kickten zwei Tage an der Kollaustraße in Niendorf gegen den Ball und schafften damit eine Alternative zur Mondiali Antirazzisti im italienischen Montecchio, die mehr und mehr zu einer riesigen und teils auch unpolitischen Party geworden war. Dementsprechend war das Antira in Hamburg seit Beginn ein Einladungsturnier, das sich auf Gruppen beschränkte, zu denen innerhalb der breiten Fanszene mehr oder weniger enge Kontakte bestanden. Eine bunte Mischung kam auch damit zustande, da etliche Teams aus dem Ausland teilnahmen, zum Beispiel aus Zürich, Prag, Terni, Venedig, Levante, Cadiz oder Glasgow. Der Sieger hingegen kam am Ende aus Leeds. Auch damals schon hatte das Turnier mit Vorträgen und einem Konzert ein ansprechendes Begleitprogramm. Auch wurden die Abende für rauschende Feiern genutzt, die die meisten Anwesenden am Montag recht angeschlagen mit etlichen Gästen im Schlepptau in den Sonderzug nach Paderborn steigen ließen, um sich am Ende des tollen Wochenendes noch eine 2:1-Niederlage des FCSP anzuschauen.
[Foto 2 bis Foto 6]
VIDEO-TIPPS
In diesem Newsletter möchten wir gerne zwei Videos mit euch teilen. Das erste ist eine Aufzeichnung des eindrucksvollen Zeitzeugengesprächs mit Ivar Buterfas-Frankenthal vom letzten Donnerstag.
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Einem positiverem Thema widmen wir uns dann im zweiten Video: In
einer kurzen Doku über die legendäre Kurve des Commando Ultra 1984 und der South Winners von Olympique Marseille geben die beiden Gruppen Einblicke in ihre Choreo-Vorbereitungen und den Spieltag. Das Video ist zwar leider auf französisch, die Bilder sprechen aber für sich.
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STREETART
[Foto 7 bis Foto 9]
KARTENBÖRSE
[Foto 10]
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[2] https://www.spiegel.de/netzwelt/apps/luca-und-co-ermittler-griffen-mehr-als-... [3] https://twitter.com/Fanhilfe_FCSP/status/1488559932643422208 [4] https://www.youtube.com/watch?v=BXXijt0a_8Y [5] https://www.youtube.com/watch?v=HgW8zEtrWUA