Parmi bjoern.pahrmann@hamburg.de schrieb:
Heute im Kiosk traute ich meinen Augen nicht: Die aktuelle Computer-Blöd machte mit einem Linux-Aufmacher auf. Und in dem auf über 8 Seiten folgenden Vergleich kam die geteste Distribution besser weg als Windows XP - o.k. subjektive Wahrnehmung.
Findet endlich ein Umdenken statt?
Dazu finde ich die Gedanken von http://www.meome.de/experten/computer_internet/betriebssysteme/artikel/? frn303_show=article&frn303_article=76718&frn303_ahref=artikel/&frn303_tea ser=on&frn303_maxnum=12&frn303_mhref=index.html recht interessant:
Linux auf Heft-CD-ROMs: Fluch oder Segen? von Markus Reitz
Evaluations-Versionen von Linux-Distributionen als Zugabe auf den CD-ROMs von Computermagazinen sind heutzutage alles andere als selten. Ein Katalysator für die Linux-Verbreitung?
Mittlerweile hat Linux das Image eines Freak-Betriebssystems erfolgreich abstreifen können. War die Hardware-Unterstützung vor ein paar Jahren eher ein Glücksspiel, so haben heute viele Hersteller erkannt, dass Linux für einen immer größeren Nutzerkreis zum Betriebssystem erster Wahl geworden ist und deshalb eine fehlende Unterstützung negative Publicity und damit unter Umständen geringere Verkaufszahlen bedeutet.
Dank der immer ausgefeilteren Installationsroutinen gängiger Distributionen stellt es scheinbar auch für den weniger versierten Benutzer kein allzu großes Problem mehr dar, Linux zumindest in einer Standardkonfiguration auf dem heimischen Rechner zu installieren. Doch vielleicht ist es gerade die zunehmende scheinbare Einfachheit, die sich als ein Bummerang für die weitere Verbreitung erweisen könnte... Pinguine sind wählerisch Linux ist "in" und damit auch die User, die Linux verwenden. So ist es kaum verwunderlich, dass sich mittlerweile in regelmäßigen Abständen neben den neuesten Tools für die perfekte MP3-Verwaltung und den aktuellsten Spieledemos auch Evaluationsversionen aktueller Linux-Distributionen auf der für Magazine beinahe schon obligatorischen Heft-CD finden. Begleitet wird dies unter Umständen noch von Specials, die angeblich auch dem totalen Computerlaien die Grundlagen und Geheimnisse einer Linux-Installation in wenigen Minuten nahebringen wollen.
Also frisch ans Werk und mal eben schnell Linux installiert. Partitionen? Mount-Points? Pakete? Nie gehört, aber irgendwie wird das schon klappen, so schwer kann es doch schließlich gar nicht sein. Doch, kann es, und im besten Fall passiert gar nichts, im schlimmsten ist nach der Exkursion ins Reich der alternativen Betriebssysteme eine intensive Beschäftigung mit einer Neuinstallation fällig. Wie so häufig, fehlt auch an dieser Stelle die Einsicht, dass zu einem Profi eben doch ein wenig mehr als die Qualifikation zum CD-Wechsler und Mausschubser gehört. Stattdessen bekommt der die Schuld, der sich sowieso nicht wehren kann - in diesem Fall halt das Betriebssystem:
Linux taugt eben doch nichts und ... ist ja sowieso viel einfacher.
Noch eine Stufe schlimmer wird es, wenn es vermeintlichen Profis gelingt, sich - glücklicher Umstände sei Dank - durch eine Installation zu kämpfen und am Ende vor einem mehr oder weniger funktionsfähigen System zu stehen. Die anfängliche Euphorie über das neue Spielzeug legt sich spätestens dann, wenn man trotz aller Warnungen mit Hilfe des root-Accounts sein System ganz oder teilweise lahm gelegt hat.
Hat man ja gleich gewusst, dass Linux nichts sein kann, denn mit ...
wäre so etwas natürlich nicht passiert.
Beginnt dieser User, die von anderen Systemen bekannten Denkschemata ohne "Wenn und Aber" auf die neue Plattform zu übertragen, so lässt der Zeitpunkt nicht lange auf sich warten, an dem dieser feststellt, dass all die komischen Programme unter Linux (vermeintlich) bei Weitem nicht an bisher Bekanntes heranreichen.
So eine Schweinerei aber auch, wie können es die Programmierer wagen,
die Bedienung nicht an die von ... anzulehnen und stattdessen andere Konzepte zu verwirklichen?! Wo ist denn hier der Button zum Klicken? Soll ich etwa einen Befehl auf der Tastatur eingeben - wie altmodisch!
Beinahe zweitrangig ist der Zeitpunkt, zu dem diese User schließlich aufgeben und reumütig wieder zu ihrem guten, alten System zurückkehren. Viel schlimmer sind die Konsequenzen, die sich aus dieser Exkursion ergeben.
Es gilt die einfache Tatsache, dass sich positive Informationen weit weniger schnell als negative verbreiten. Ein zufriedener Linux-User genießt und schweigt, hat er in der Regel doch nicht unbedingt das Bedürfnis, seine Zufriedenheit anderen mitzuteilen. Der von Linux so schäbig hinters Licht geführte User hat dagegen ein geradezu unstillbares Bedürfnis, seine Enttäuschung einer breiten Öffentlichkeit mitzuteilen, denn schließlich sollen ja die anderen vor diesem teuflischen System gewarnt werden, um erst gar nicht vom rechten Weg abzukommen. Beinahe unzählige Einträge in Foren und Newsgroups für Linux-Neulinge geben Kunde von den Bemühungen dieser tapferen Ritter gegen den hinterhältigen Pinguin mit seinen niederträchtigen Freunden.
Und die Moral von der Geschicht' ...
Statt die Aktzeptanz von Linux zu erhöhen, haben solche Heft-CD-ROMs also unter Umständen eher einen Bumerang-Effekt: User, die ihr System für eine extrem aufgemotzte Version einer Spielkonsole oder Schreibmaschine halten, wirken an der Meinungsbildung über ein System mit, das nie für diese Zielgruppe geschaffen wurde und auch in Zukunft für diese überhaupt nicht in Frage kommen wird. Das Resultat: Eine vermeintlich große Anzahl von Benutzern ist nicht mit dem System zufrieden. Vermeintlich deshalb, weil hier ein weiterer Effekt Wirkung zeigt: Zwar hat man es noch nie selbst ausprobiert, doch man will ja mitreden und die vielen Bekannten, die sich negativ über Linux geäußert haben, können sich ja nicht irren.
Auch wenn es sich bei Linux um ein frei verfügbares System mit regem Interesse in der Öffentlichkeit handelt, sollten Evaluationsversionen in erster Linie Heften mit linuxspezifischem Inhalt beigelegt werden, um sowohl das richtige Zielpublikum anzusprechen, als auch entsprechend kompetente Hilfe in Problemsituationen geben zu können. Und auch die zufriedenen Linux-User können ihren Teil dazu beitragen: Berichten Sie von den positiven Erfahrungen mit dem leistungsfähigen Betriebssystem. Linux ist ein benutzerfreundliches System, das sich seine Freunde eben sehr gut aussucht - und das ist auch gut so.
(BTW: Man moege mir den Rechtschreibfehler im Betreff verzeihen, sehe ich leider erst jetzt ;)
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