Schiedsrichter Hoyzer bestätigt Manipulation (DPA)
Hamburg - Fußball-Schiedsrichter Robert Hoyzer hat die gegen ihn erhobenen Manipulations-Vorwürfe zugegeben.
Nach einem zweiten Gespräch mit seinem Anwalt Stephan Holthoff-Pförtner in dessen Essener Kanzlei erklärte der Berliner: «Die in der Öffentlichkeit erhobenen Anschuldigungen gegen mich sind im Kern zutreffend.» Dem 25-Jährigen wird vergeworfen, an der Manipulation von Fußball-Spielen im Pokal, der 2. Liga und der Regionalliga beteiligt gewesen zu sein.
Hoyzer erklärte weiter: «Ich bedauere mein Verhalten zutiefst und entschuldige mich gegenüber dem DFB, meinen Schiedsrichterkollegen und allen Fußballfans. Ich habe heute vollständig und schonungslos mein Verhalten und mein gesamtes umfangreiches Wissen über alle mir in diesem Zusammenhang bekannten Sachverhalte und Personen dokumentiert und stehe der Staatsanwaltschaft und dem DFB zur vollumfänglichen Aufklärung zur Verfügung.»
Die Berliner Staatsanwaltschaft wurde von der Erklärung überrascht. Sprecher Michael Grunwald sagte zur Ankündigung Hoyzers, als Kronzeuge bei den weiteren Ermittlungen wegen Wettbetrugs zur Verfügung stehen zu wollen: «Wenn er das in die Tat umsetzt, dann wird uns das helfen.» Hellmut Krug meinte in seiner Funktion als Abteilungsleiter Schiedsrichter beim DFB: «Wir sind alle froh und natürlich sehr erleichtert, dass Hoyzer gestanden haben soll. Je früher dieser Fall geklärt wird, desto besser.»
Dem Nachrichtensender «N24» soll Hoyzer gesagt haben, in die Affäre seien noch «viele andere Leute» verstrickt. Er ließ offen, ob es sich dabei um Schiedsrichterkollegen, Spieler, Funktionäre oder Außenstehende handelt. Hoyzer sagte aber, dass die Affäre den deutschen Fußball schwer beschädigen werde. Dem Fernseh- Regionalsender TV.BERLIN sagte Hoyzer, er habe für die Manipulation von Spielen einen fünfstelligen Betrag bekommen.
Der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses im Deutschen Fußball-Bund (DFB), Volker Roth, hat die Entschuldigung des in den Manipulations-Skandal verwickelten Berliner Fußball-Schiedsrichters Robert Hoyzer als «unverzeihlich» zurückgewiesen. «Hier wurden ideelle Werte verraten und verkauft, das ist unentschuldbar», sagte Roth. Als ehemaliger Unparteiischer sowie Chef der deutschen und europäischen Schiedsrichter-Gilde habe er zwar schon viel erlebt, aber dieser Vorgang «geht mir unglaublich nahe», meinte Roth weiter.
In mehrfacher Hinsicht mit dem Fall des Fußball-Schiedsrichters Robert Hoyzer befasst ist die Staatsanwaltschaft Berlin. Neben einer Strafanzeige des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ging auch eine Anzeige einer Privatperson aus Passau ein. Ein Vorermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Braunschweig soll nach Angaben aus Braunschweig ebenfalls auf dem Weg nach Berlin zur Übernahmeprüfung sein, teilte der Berliner Staatsanwalt Michael Grunwald mit.
Während die Privatperson ihre Anzeige laut Grunwald auf die Presseberichterstattung zu diesem Fall stützte, übermittelte der DFB neben einer kurzen Sachverhaltsschilderung einen Hinweis der Staatlichen Lotterieverwaltung München und die Aussagen zweier Schiedsrichter-Kollegen. Kern der Strafanzeige des DFB sei der aus dortiger Beurteilung «dringende Verdacht», der Schiedsrichter habe Einfluss auf das Ergebnis der von ihm geleiteten Spiele genommen.
Der Anzeige zufolge könne «nicht ausgeschlossen werden», dass «Herr Hoyzer Kontakt zu Wettkunden aus einem bestimmten, vorwiegend von Kroaten besuchten Lokal in Berlin hatte», in dem «offensichtlich gezielt auf von Herrn Hoyzer geleitete Spiele gesetzt wurde». Die Staatsanwaltschaft Berlin prüfe jetzt die Frage der Zuständigkeit und eventuelle weitere Ermittlungsschritte, teilte Grunwald mit.
© dpa - Meldung vom 27.01.2005 14:55 Uhr