Der Ursprungstext stammt nicht von mir und ist nur leicht angepasst. Auf seitenwahl.de könnt ihr den original-Kommentar lesen:
Am Dienstag tickerte ein Gerücht durch die Online-Medien der Republik und sie schlug wie eine Bombe ein: Bis zu neun Punkten sollten der TuS Koblenz für etwaige Lizenzvergehen noch in dieser Saison abgezogen werden. Gestern dann die offizielle Bestätigung der DFL. Der Mannschaft von Uwe Rapolder werden tatsächlich noch in dieser Spielzeit acht Zähler entrissen, was sie mitten in den Abstiegskampf zurückwirft.
Eine höchst umstrittene und vor allen Dinge nicht kontrollierbare Entscheidung, die wieder einmal zahlreiche offene Fragen hinterlässt.
Warum erfolgt die Strafe so kurz vor vor dem letzten Spieltag? Warum gilt die Strafe noch für die laufende Saison, obwohl in vergleichbaren Verfahren mit Verweis auf die potentielle sportliche Verzerrung ein Abzug für die darauf folgende Spielzeit Usus war? Warum acht Punkte, also fast dreimal so viel wie anderen Sündern in den letzten Jahren bei ihren nicht minder schwerwiegenden Lizenzvergehen auferlegt wurde?
Doch eben hier liegt bereits das Hauptproblem, was das Vorgehen so unerträglich macht. Transparenz ist bei der DFL insbesondere in Lizenzierungsfragen ein Tabu-Wort. Wenn einige kleinere Vereine, wie dereinst z.B. der VfL Bochum, nachfragen, wie diverse Lizenzierungsentscheidungen zustande gekommen sind, wird ihnen nicht etwa offen und ehrlich geantwortet. Stattdessen fügt man lieber einen weiteren Paragraphen ins eh schon undurchsichtige Regelwerk, dass solche Fragen per se unanständig und insbesondere dem kleinen Vereinspöbel unangemessen sind. Die ehrenwerte DFL möchte sich doch nicht dazu herablassen, dem einfachen Volk seine allmächtigen und unfehlbaren Urteilssprüche auch noch zu erklären.
Ob die TuS Koblenz jetzt zurecht und angemessen bestraft wurde, kann niemand wirklich mit Bestimmtheit sagen. Schon seit längerem steht im Raum, dass man sich beim Versuch, den Bundesligafussball etablieren zu wollen, übernommen haben könnte. So wurde offenbar relativ viel nicht vorhandenes Geld in Spieler investiert und vieles scheint in den letzten Jahren undurchsichtig abgelaufen zu sein. Die Rolle des armen, unschuldigen Sündenbocks muss der TuS also nicht unbedingt gerecht werden, denn zweifelsohne hat man seinen eigenen Beitrag zur aktuellen Situation geleistet und sich gegenüber den drei solide wirtschaftenden Absteigern auf den Plätzen 16-18 auf unredliche Weise einen unfairen Wettbewerbsvorteil verschafft.
Erst das fast schon skandalös zu nennende Auftreten der DFL drängt die Koblenzer in jene, ihr nun öffentlich zugedachte Opferrolle. 5 Spieltage vor Schluss, bei gerade erst erzielten 40 Punkten wird eine solche Entscheidung bekannt gegeben, die den sportlichen Wettbewerb in der Liga ungemein verzerrt. Noch eklatanter, dass dies knappe 30 Stunden vor dem jetzt wieder eminent wichtigen Spiel der Koblenzer in Paderborn publik gemacht wird.
Niemand außerhalb Koblenz hätte sich groß darüber aufgeregt, wenn der Verein mit Punktabzug in die neue Saison starten müsste. Gerade diese fast schon panisch wirkende und ungewöhnlich hohe Bestrafung, die sich auf die aktuelle Tabelle auswirkt, gibt der Angelegenheit einen allzu bitteren Beigeschmack. Ist es doch ausgerechnet das ohnehin als DFB-Lieblingskind verschrieene Team aus Kaiserslautern, das von diesem Missgeschick der TuS am meisten profitieren kann.
Etwaigen Spekulationen darüber, ob die Lauterer z.B. in Person der Ex-Koblenzer Sasic und/oder Kuntz aktiv Einfluss auf die Entwicklung genommen haben könnten, haftet ein wenig zu sehr das Attribut der Verschwörungstheorie an. Letztlich ist aber die DFL selbst schuld daran, dass solche Gedankenspiele beinahe zwangsläufig kursieren. Es ist ein offenes Geheimnis, dass große, traditionsreiche Vereine bei der Lizenzierung immer schon etwas gleicher behandelt wurden, während kleinen Mannschaften ohne große Lobby die ganze abschreckende Härte zuteil werden kann. In den 80er Jahren waren der 1.FC Nürnberg und der FC Schalke 04 des Öfteren glücklich über die allzu milden Urteile des DFB-Lizenzausschusses. In den letzten Jahrzehnten taten sich speziell Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt und eben jener 1.FC Kaiserslautern dadurch hervor, trotz offensichtlichster Mängel und Verstöße gegen die Lizenzordnung vergleichsweise harmlos bestraft zu werden. Bei der DFL scheint man sich an der öffentlichen Meinung, die solch eine peinlich auffällige Vorzugsbehandlung kritisiert, nicht zu stören. Man sitzt das Problem aus, indem man beharrlich schweigt und zu den Vorwürfen keine Stellung bezieht. Die Macht dazu hat man sich schließlich selbst gegeben und wem das nicht gefällt, der muss das Produkt Bundesliga nicht konsumieren.
Dies ist leider auch das traurige Fazit aus dieser Geschichte. Die Fußballfans in Deutschland werden in den nächsten Tagen und Wochen mal wieder aufheulen. Sie werden die „Fußballmafia“ verfluchen und den 1.FC Kaiserslautern hassen. Doch ändern wird dies alles nichts. Die DFL wird dies nicht interessieren und so wird es auch in Zukunft ähnlich willkürlich wirkende Entscheidungen geben, die Gerüchten, Spekulationen und Verschwörungstheorien Tür und Tor öffnen.
Ginge es den hohen Herren wirklich um unseren Sport und um fairen Wettbewerb, so würden sie endlich einmal transparent offenlegen, wie genau die Lizenzierung abläuft und nach welchem konkreten Strafenkatalog entschieden wird. Was spräche denn dagegen, genaue Kriterien festzulegen, für welche Art Verfehlungen welche Strafen auszusprechen sind und diese dann in jedem konkreten Fall der Masse offenzulegen? Dann könnte ein jeder sehen und nachvollziehen, warum es zu welchem Urteil gekommen ist. Mit Sicherheit würde es in diversen Grenzfällen weiterhin Diskussionen geben. Aber diese wären weit weniger dramatisch als es sich momentan darstellt, wo sich der gemeine Fußballfan von den Entscheidungsträgern einmal mehr verarscht vorkommen muss.
So wie es sich aktuell darstellt, das wäre in etwa so als würde der Schiedsrichter bei einem offensichtlichen Foul im Strafraum nach eigenem Ermessen entscheiden, ob er dafür Tor, Elfmeter, Freistoß, Eckball oder Schiedsrichterball geben möchte. Wenn er dann noch bei Spielen großer Mannschaften auffällig oft auf Ecke und bei Fouls kleiner Teams fast regelmäßig auf Tor entscheidet, würde der Ruf nach Wettbewerbsverzerrung nicht ganz unberechtigt wirken.
Es ist eine Schande, dass dem Fußball auf diese Weise ein Stück seiner Sportlichkeit genommen wird. Bei der DFL sollte man sich dessen bewusst sein, dass man sich mit derartig undurchsichtigen und fragwürdigen Entscheidungen nicht sehr weit von den Herren Hoyzer, Moggi und den Mogulen der asiatischen Wettmafia entfernt.
Viele Grüße Parmi