Hansi Bargfrede schrieb: Gibt`s nix über Fußball im allgemeinen und im speziellen zu tratschen??? !!!
Jetzt aber, Bodo! Wenn das kein flammender Appell war. :-) Da reiche ich doch glatt die Geschichte aus der Reihe "St. Pauli-Fans an allen Orten und in allen Höhenlagen dieser Welt" nach, die ich längst loswerden wollte.
Vor knapp zwei Wochen war ich zum Bergsteigen im Stubaital. Mit Herzdame und einer ganzen Reihe von Freunden und Bekannten. Alles in allem 14 Leute - fast durch die Bank Fans von Jahn Regensburg. Mittendrin ein wackerer St. Paulianer - mit Vereinswappen auf der Stirn, das er - aufgestickt auf die alte Ballon-Mütze seines Vaters - in Österreichs Geröllfeldern zur Schau trug.
Jener Hut war ihm aus Wut am Freitag vor zwei Wochen mehrfach hoch gegangen, dem St. Pauli-Fan aus dem Bayerischen Wald. Da hätte er nur gut 120 Kilometer Anreise zum Auswärtsspiel der Braun-Weißen gegen die Münchner Löwen und eine Karte gehabt. Verdammt! Aber sich im Stadion die Seele aus dem Leib schreien, das konnte er nicht - wollte er nicht die Bindung zu seiner wenig an Fußball im Allgemeinen und an St. Pauli im Besonderen interessierten Herzallerliebsten riskieren. :-)
Und so war er schweren Herzens mit ihr und den Regensburgern an München vorbei ins gebuchte Hotel im Stubaitail gereist, der damenhörige Fan, und hatte seine vor Wochen bestellte Karte einem Bekannten überlassen. Nach einer Acht-Stunden-Klettertour durch die Alpen, nur wenig entschädigt vom Traumwetter, saß er an besagtem Freitag vor einem gar winzigen Fernseher im Hotel und verfolgte das Spiel im Video-Text. Bis das unverdiente 1:2 Realität war.
Ja, er hat bis zum bitteren Ende wie von Sinnen auf den rosa eingefärbten aktuellen Videotext-Spielstand gestiert, der St. Pauli-Fan, in der Hoffnung, durch Telekinese oder andere Geistestaten aus einem Gästetor noch ein zweites machen zu können. Nebenher hat er sich per SMS von seinem Bekannten aus dem Stadion mit Informationen zur Stimmung versorgen lassen. Genützt hat es alles nichts.
Danach ist er reichlich spät und reichlich angefressen - das war die Rache an seiner hungrig wartenden Herzdame und den wenig verständnisvollen Jahn-Fans - zum Abendessen zwei Stockwerke tiefer.
Beim Mittagsweißbier am folgenden Samstag - an einer Hütte in 1800 Metern Höhe - hatte er dann aber doch sein kleines, entschädigendes St. Pauli-Erlebnis an diesem fußballfreien Wochenende, der glühende Anhänger dieses Stadtteil-Clubs.
Ein Hamburger Jung, gewandet in ein Totenkopf-Shirt, betrat doch da tatsächlich die Alm (nicht die Bielefelder!). Direkt vom Spiel aus München angereist war er, um mit der Freundin noch ein wenig zu urlauben - und sein Blick fiel auf das Wappen, das die Stirn dieses anderen Besessenen zierte.
Und da hatten sie ihren großen Auftritt die beiden Braun-Weißen, deren Wege sich in Österreichs Bergen kreuzten. Vor der ganzen Horde Regensburger bepöbelten sie sich zur Begrüßung mit einem "Scheiß St. Pauli", fachsimpelten extra laut - und der eine, der Netpirate aus dem Bayerischen Wald, der sich geärgert hatte, am Vortag vor dem Fernseher sitzen zu müssen, ließ sich vom anderen, dem Hamburger, der ebenfalls ins Stubaitail gekommen war, sehr anschaulich und lebendig schildern, was los gewesen war in der Münchner Arena.
Langer Rede, kurzer Sinn: Am 21. Oktober bin ich nicht beim Bergsteigen, sondern in Freiburg, weil Spielbetrachtungen mit St. Pauli-Fans in den Alpen zwar Spaß machen, Stadion-Erlebnisse aber nicht ersetzen. Und was das Beste ist: Die Dame an meiner Seite ist mit von der Partie! Ich kann es selbst kaum glauben...
So, Bodo. Das war zwar nicht die gewünschte Geschichte über meine Großmutter, aber immerhin ein wenig leichte Fußballkost im zuletzt harten Zweitliga-Alltag.
Viele Grüße aus dem Wald wieder einmal an alle!
Frank
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