Stefan Rosskopf schrieb:
Moin,
da ja nach mir bereits telefonisch und per Mail "gefahndet" wurde (sorry, dass ich nicht drauf reagiert habe): Ich bin noch am leben. ;)
So, und nun auch mal was dazu, wie sich dieses Leben zuletzt bei mir darstellte:
Kurze Version: Ich habe die letzte Zeit an einer neuen Homepage für den Fanladen gewerkelt, die wohl irgendwann in den nächsten Tagen online gehen wird. Einige werden sich jetzt (wegen der RSS-Möglichkeit) freuen, denn der Fanladen wird seine Homepage zukünftig mit Wordpress pflegen, dann kriege ich es endlich auch mal mit, wenn sich da was neues ergeben sollte, ohne jede Woche die ziemlich chaotische Seite (20.000 Schriftstile, olé!) ansurfen zu müssen.
Lange Version: OK, und nun ein weiterer (ziemlich persönlicher, ich hoffe, ich kann euch da vertrauen?!) Grund, warum ich mich zuletzt etwas rarr gemacht habe:
Wie einige ja vielleicht wissen, bin ich seit geraumer Zeit arbeitssuchend. Um genau zu sein, seit 2001, mal mehr, mal weniger intensiv, aber das ganze beschäftigt mich seitdem eigentlich kontinuierlich, und sei es nur, weil ich zwar ziemlich viel Freizeit habe, aber verhältnismäßig wenig Geld, um diese abwechslungsreich zu gestalten. Dieses geringe Geld führt über kurz oder lang dazu, dass man an vielen Aktivitäten nicht mehr im gleichem Maße teilnehmen kann wie das früher mal der Fall war bzw. wie ich es gewöhnt war. Machen wir uns nichts vor, ich war niemals der grosse Party- oder Konzertgänger, aber gelegentlich ist sowas dann doch wieder nett, um unter Menschen zu kommen. Irgendwann, spätestens, wenn man Geld für Kleidung benötigt, aber es fürs Essen ausgeben muß, kommt dann noch der soziale Faktor ins Spiel, dass man sich nicht mehr wohlfühlt, wenn man das Haus verlässt, weil die Hose zwischen dem Schritt durchgescheuert und die T-Shirts schon so alt sind, dass sie regelrecht zerfallen. Das war bei mir im letzten Sommer der Fall. Ich habe mich, damit mir dieses "Nicht mehr aus dem Haus kommen bzw. gehen mögen" nicht so sehr bewusst wird, in Arbeit gestürzt, habe die 1800 Leute, die sich für die Südkurve angemeldet hatten, auf dem Balkon mit nem Desktop-PC sitzend, in eine Officetabelle eingehackt, habe mich einseitige Sonnenbrände geholt (denn ich konnte aufgrund des Lichteinfalls nur in einer Position sitzen, so ein Desktop-PC mit Röhrenmonitor eignet sich verdampt schlecht, um bei Sonnenschein vor einer weißen Hauswand auf dem Balkon was zu erkennen), und sass dann also bei schönstem Wetter auf dem Balkon (quasi von Sommerbeginn bis Mitte Sommerpause). Gegen Ende des Sommers war hier in Hamburg eine Zeit, bei der es reichlich warm war. Und zwar so warm, dass es mir mit meinen "Joggingkapujacken" zu warm wurde, um dann "unnötig" nach draussen zu gehen. Nur im TShirt wiederum gings nicht, weil die bauchfrei und zerfleddert waren (ich bin halt nicht das typische Modell...), also hatte ich die Alternative, mich entweder in diesen Jacken halb totzuschwitzen, oder erst nach Sonnenuntergang das Haus zu verlassen. Geld, um mir passende TShirts zu kaufen, hatte ich nicht mehr über. Dazu kommt, dass ich schon immer ein Typ war, der verhältnismäßig stark schwitzt (wohl auch gewichtsbedingt, "Dicke schwitzen wie die Schweine" oder so...), und mich daher generell in TShirts nicht sonderlich wohl fühlte. Aber mit den Jacken wars einfach zu warm...
Ich habe mich also den Sommer über ziemlich aus der menschlichen Zivilisation zurückgezogen. Irgendwann fühlte ich mich unter Menschen schlichtweg nicht mehr wohl.
Ich hatte regelrecht "verlernt", mit Menschen normal zu kommunizieren.
Dann kam der Herbst, die Temperaturen wurden wieder angenehmer (alles über 10 Grad ist scheiße!), es war wieder möglich, mit meinen Jacken die Wohnung zu verlassen, aber ich wusste dann nicht mehr, wohin ich nun gehen sollte. Die letzten echten Freunde ausserhalb des Fussballs, und dort habe ich schon immer ganz bewusst nur Bekannte und keine Freunde, um auch mal über was anderes zu sprechen (und das sagt nen uspler, lol) die ich hatte, hatten sich nach und nach zurückgezogen, weil ich den Frühling/ Sommer über nie mit denen irgendwas unternehmen wollte, konnte. Entweder mir war es zu warm, oder ich hatte kein Geld, und immer auf deren Kosten was zu unternehmen war nie mein Ding. Letztlich sind aus den Freunden nun Bekannte geworden, man kennt sich, lebt aber ansonsten nur noch weitestgehend nebeneinander her. Telefoniert vielleicht mal miteinander, unternimmt aber nichts mehr miteinander.
Im Übersteiger stand in einem Interview (mit Heiko, glaube ich), dass die sich mal eine neue Homepage wünschen würden, weil ihre aktuelle ihre Bedürfnisse nicht mehr erfüllen würde. Ich sagte kurzentschlossen zu, mich um die Neugestaltung zu kümmern. Das war irgendwann Ende des Sommers oder so. Als Zeitfenster für deren Relaunch kündigte ich den Zeitraum rund um die Winterpause an, da ich zuvor noch an meiner eigenen Seite was machen wollte.
Dann kam der Winter. Und da gings dann ziemlich rapide bergab. Winterdepressionen und so. Es gab Zeiten, meist gegen Monatsende rum, in denen ich tagelang nur noch im oder auf dem Bett lag. Ich trank pro Tag vielleicht noch einen halben Liter Flüssigkeit, ass unregelmäßig, und baute so körperlich mit der Zeit immer stärker ab, auch wenn man mir das äußerlich nicht unbedingt ansah. Ich hatte Probleme, mich zu einfachsten Sachen aufzuraffen. Mich zu duschen (wofür, ich lag doch eh im Bett?), mal das Altpapier runterzubringen (wozu, wenn das auf dem Boden verteilt liegt, muss ich wenigstens nicht saugen... das führt dann zu http://www.ipernity.com/doc/kiezkicker/4230956 und änlichen Erlebnissen), mal einkaufen zu gehen (wofür, hatte doch eh keinen Hunger. Na gut, die Katze braucht Futter, also doch irgendwann mal los, nen Karton Katzenfutter besorgt und wieder einige Zeit Ruhe vor dem rausgehen müssen...), die Auswärtsspiele vom FC zu besuchen (dafür war komischerweise immer Geld vorhanden, vielleicht einfach falsche(?) Prioritätensetzung? Keine Ahnung...)- wozu mitfahren, es gibt doch das AFM-Radio? Wirklich gesehen habe ich nur die wenigsten Auswärtsspiele, denn das hätte es ja erforderlich gemacht, nach draussen in irgendeine Kneipe zu gehen. Da steht man dann wiederum unter dem moralischen Druck, wenigstens ne Kleinigkeit trinken zu müssen- und noch viel schlimmer: Mit Menschen in Kontakt zu kommen, die einem ansprechen könnten. Aber ich wusste doch gar nichts mit denen anzufangen... Und das, wo ich letzte Saison noch versucht hatte, die Auswärtsspiele alle mitzunehmen- in der Hinrunde dieser Saison sah ich ganze zwei Auswärtsspiele, was dazu führte, dass ich auch bei usp bei den Fahrten mehr und mehr zum Mauerblümchen wurde, was sich wie das fünfte Rad am Wagen vorkam, denn irgendwie gehört man halt nicht so richtig dazu, wenn man nie an Sachen teilnimmt...
Ich zog mich also komplett zurück. Zog nicht mehr fotografierend durchs Viertel, besuchte keine Auswärtsspiele mehr (und wenn doch, nahm ich nen Buch mit, damit mich bloß niemand anspricht), und merkte nach und nach, dass das so einfach nicht weitergehen konnte. Versuchte, mir professionelle Hilfe zu holen. Scheiterte an urigsten telefonischen Sprechzeiten bei den verschiedenen Psychodocs ("Montags fünf Minuten vor zwölf bis 10 Minuten nach zwölf" und änliche Konstrukte), jeder anders, so dass man nie mehrere nacheinander nach der Bitte um einen Termin abtelefonieren konnte. Mal ganz davon abgesehen davon, dass es auch nicht besser war, wenn man dann mal jemanden erreichen konnte, denn Termine waren frühestens in einem halben Jahr zu bekommen, und sowas wie eine "Warteliste" führte niemand. Man wurde überall nur vertröstet, dass man doch in einigen Wochen oder Monaten nochmal anrufen solle- wie toll, wenn man ganz aktuell Hilfe benötigt, und gerade mal eine Phase erlebt, zu der man gerade mal wieder dazu fähig ist, aufzustehen und Telefonate zu führen. Hat man sich das dann drei Tage lang angehört, wurde immer nur aufs neue vertröstet, bekam immer wieder zu hören, man solle es später erneut probieren und fand dann in seinem Mailpostfach auch bloß weitere Mails mit dem Inhalt vor, dass man die Absage bitte nicht persönlich nehmen und nicht auf die eigene Qualifikation zurückführen solle (Häh?! Worauf denn sonst?!) beginnt die Spirale sich irgendwann wieder erneut zu drehen. Man steht morgens nicht mehr auf, liegt im Bett und starrt den ganzen Tag nur aus dem Fenster. Sieht, wie das Laub von den Bäumen fällt, wie es wieder dunkel wird ("Zeit, um schlafen zu gehen..."), und hat wieder einen weiteren Tag damit verbracht, darauf zu warten, dass einem die durchs Nichtstun überkommene Müdigkeit in den Schlaf versetzte. Wieder ein Tag, an dem man nicht unter Leute kam und nur auf dem Bett liegend verbrachte. Irgendwann redet man dann auch mit einer Katze, als letztes lebendiges Wesen, was einem noch zuhört, was noch eine Reaktion zeigt, wenn man es anspricht, und sei es auch nur das Schwanzheben, Schnurren und anschmiegen an den eigenen, ermatteten Körper. Man friert übrigens ziemlich, wenn man ein, zwei Tage nichts mehr gegessen hat. Alternativ wird man aber auch ziemlich heiss, wenn man zwei Tage nichts mehr getrunken hat, denn dann ist der Flüssigkeitshaushalt ein wenig mies und man schwitzt nicht mehr (was ich anfangs als durchaus angenehm empfand- bis es einem halt plötzlich dunkel vor den Augen wird und man wieder ermattet auf dem Bett versinkt...).
Nunja. Mitlerweile bin ich in nervenärztlicher Kontrolle (ganz bei der Nähe von Tommy...), nehme Antidepressiva ein, und glaube, mich so langsam wieder zu stabilisieren. Wobei das mit den Antidepressiva andererseits auch ziemlich fies ist- denn die verstärken die Neigung zum schwitzen- mitlerweile ist es so, dass ich bei Plus 4 Grad (gestern Abend...) so nassgeschwitzt bin, dass mir der Schweiß das Gesicht heruntertropft und das TShirt und die Joggingjacke - mehr habe ich nicht mehr an, wenn ich rausgehe, sonst würde ich wohl direkt umfallen...)- triefend nass bin, wenn ich vom Einkaufen wiederkomme. Verursachen also ziemliche Kreislaufprobleme, und mir ist jetzt schon Angst und Bange, wie das werden soll, wenn es wieder wärmer draussen wird. Ich glaube, ich muss mich da nach einer Alternative umsehen- jedenfalls waren die Jacken der Leute beim Rostockspiel, die auf der Gegengerade standen, sicherlich vom einsetzenden Regenwetter nass- meine Jacke sah allerdings genauso aus, obwohl ich auf der überdachten Süd stand... aber ich stand da nicht alleine, und das führte zu regelrechten Angstattacken aufgrund der vermeintlichen Enge (auch noch so eine auf dem Beipackzettel stehende Nebenwirkung)- obwohl es nicht voller war wie in der letzten Saison auch...
Aktuell ist es aber so, dass die Phasen, wo bei mir kopfmässig was nicht funktioniert auf den Monatsende beschränkt sind, wo halt die finanziellen Probleme akuter werden. Meist fahre ich dann zu meiner Großmutter und esse dann da was- die ist allerdings dement, was also auch relativ anstrengend ist, und entsprechend auch nicht dazu führt, dass "kommunikative Gespräche" für das soziale Seelenheil stattfinden.
So gesehen hat mich der Anruf von Bodo und eure Mails, die ihr mir privat geschickt habt, geholfen. Ich habe zwar das Telefon nicht abgenommen und auch nicht auf die Mails reagiert, sie aber zumindest dann irgendwann wahrgenommen. Zunächst hatte ich sie nicht bemerkt, weil der Rechner halt nie an war, denn wenn ich eh nur im Bett liege, wieso soll dann der Rechner laufen..., und dann kam halt der Anruf von Bodo, den ich dann ein paar Tage später bemerkte, als ich mal wieder am Telefon vorbeilief und das AB-Lämpchen blinken sah... Sie vermittelten mir das Gefühl, dass es da draussen noch Menschen gibt, denen es auffällt, dass ich mich rarr gemacht habe, denen es auffällt, wenn ich nicht da bin- ein Gefühl, gemocht oder wenigstens vermisst zu werden, ein letztlich ziemlich schönes Gefühl, wenn die sonstigen Kontakte sich weitestgehend auf die eigene Katze beschränkten.
Malte Würger: Entsprechend habe ich dann auch die zweite Inuitgeschichte ;) hier auf der Liste natürlich nicht mehr mitbekommen.
Sorry, dieser Typ geht in meinen Augen echt gar nicht mehr. Mir ist es aber auch zu doof, den nun hier von der Liste zu kicken.
Ich lese den nicht mehr, lege jedem nahe, es mir gleichzutun und mir ist egal, was der jetzt noch von sich gibt, der Typ geht mir sprichwörtlich am Arsch vorbei. Und wenn er meint, hier so einen Müll reinposten zu müssen, wünsche ich ihm viel Spaß dabei, sich so zu fühlen wie ich mich ne ganze Weile gefühlt habe- unverstanden und nicht mehr willkommen. Vielleicht meldet er sich ja auch von alleine ab, aber ich mach mir nicht die Mühe, dieses Geschöpf zu kicken. Lieber streichel ich jetzt meine Katze, die regt mich weniger auf und ist auch deutlich angenehmer als dieser Typ... Tschüss, Malte. Wünsche dir noch viel Spaß, aber nicht mit mir.
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