Schöner Bericht, nur: keine der genannten Marken meine ich. Geht eher um den Thor Quatsch etc. Aber wenn auch das alles nur ein "Mythos" ist, der mir von den Printmedien eingetrichtert worden ist.....können wir das Thema ja ändern.
-----Ursprüngliche Nachricht----- Von: pirates@yahoogroups.de [mailto:pirates@yahoogroups.de] Im Auftrag von Kai Baumann Gesendet: Mittwoch, 18. April 2007 00:16 An: pirates@yahoogroups.de Betreff: Re: [NP] Werbung im Vereinsblatt
SPIEGEL ONLINE - Medien-Mythen: Von Schnürsenkeln, Springerstiefeln
und Sweatshirts
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Medien-Mythen: Von Schnürsenkeln, Springerstiefeln und Sweatshirts
Ein seltsamer Mythos wird in den Medien hin- und hergereicht: Die Bekleidungsmarke "Lonsdale" erscheint plötzlich als geheimes Erkennungszeichen von Rechtsradikalen. Tatsächlich gehen sich die Journalisten nur selbst auf den Leim.
Von Jörg Schallenberg
Erst waren es die Schnürsenkel. Als die Medien irgendwann Anfang der Achtziger die vielen verschiedenen Gruppen jugendlicher Subkulturen und insbesondere die politische Gesinnung von Punks und Skinheads einfach nicht mehr richtig einzuordnen wusste, brachte irgendein findiger Journalist die Bedeutung der Schnürsenkel an den beliebten Springerstiefeln und "Doc Marten's"-Schuhen ins Spiel. Wer weiße Senkel schnürte, war demnach - wegen "White Power" und Betonung der weißen Rasse - ein Rechter. Wer rote Bänder trug, war natürlich ein Linker. Die damals auch sehr beliebten gelben Schnürsenkel stellten ein Problem dar - wahlweise standen sie für Hooligans, für Unpolitische oder aber für Anhänger der FAP.
Das mochte manchmal sogar alles stimmen. Dass aber auch Linke aus optischen Gründen oder wegen der Bewegung "Black and White United" weiße Bänder in
schwarzen Schuhen trugen; dass Rechte rote Senkel auf Grund ihrer Blut-und-Boden-Gesinnung und wegen der Verbundenheit zu "Blood & Honour"
bevorzugten und die sportlich gewandeten Hooligans ohnehin nie schwere Stiefel trugen, wurde ignoriert. Die Mär von der eindeutigen Identifizierung der Gesinnung durch den Schnürsenkel hielt Einzug in den Verfassungsschutzbericht und offizielle Schriften des Innenministeriums. Wer sich ernsthaft mit Subkulturen und der Bedeutung von Kleidung befasste, konnte nur den Kopf über diese offensichtlich aussagearme und vereinfachende These schütteln.
In den letzten Jahren nun hat sich in den Medien ein neuer Mythos etabliert, der sogar noch aberwitzigere Formen annimmt.
Rechtsradikale und insbesondere rechte Skinheads nutzen demnach die Pullover und Shirts der britischen Marke "Lonsdale", um ihre Gesinnung zu präsentieren. Wie das? Ganz einfach, tönt es unisono aus Fernsehsendungen, Radiokommentaren und Zeitungsartikeln: Wenn man seine Jacke im richtigen
Winkel schließt, dann leuchten vom über die Brust gedruckten Logo des Herstellers nur noch die Buchstaben "NSDA" hervor. Da fehlt doch was? Egal, die Zeichen sind so eindeutig, dass sogar die "Süddeutsche Zeitung", immerhin das auflagenstärkste der seriösen Blätter im Lande, im Dezember ihren England-Korrespondenten losschickte, um prominent auf der Seite drei unter der Überschrift "Eine Marke als Zeichen" zu fragen, "was der britische Textilhersteller Lonsdale dazu sagt, dass seine Sweatshirts in Deutschland vor allem von Neonazis so stolz getragen werden". Der gab zu Protokoll, dass ihm der braune Ruch "peinlich" sei und beteiligte sich an der "Stern"-Aktion "Mut gegen rechte Gewalt".
Allein die Nachfrage ist jedoch völlig abwegig. "Lonsdale" ist vor allem in England eine etablierte Sportmarke und wird - wie "Nike", "Adidas" und andere prominente Sportmarken - gern in jugendlichen Subkulturen als Erkennungszeichen getragen, keinesfalls nur bei jenen mit rechter Gesinnung. Erklärt antirassistische Fans des FC St. Pauli etwa verwenden das auf ihren Verein abgeänderte "Lonsdale"-Logo seit Jahren als Schriftzug für diverse Fan-Utensilien, linke Ska- und Punk-Bands verfahren genauso. Betrachtet man nur die Subkultur der Skinheads, die zweifellos einen großen Anteil Rechtsextremer aufweist, in Sachen Kleidung, könnte man ebenso wie "Lonsdale" die Hersteller von "Fred Perry"-Poloshirts, "Ben Sherman"-Hemden, "Levi's"-Jeans, "Doc Marten's"-Schuhen, "Alpha"-Bomberjacken und vor allem von jedweder Militärkleidung fragen, was sie denn von ihrer rechten Kundschaft halten.
Der Unterschied zwischen den verschiedenen Kleidungsstücken besteht lediglich in einem einzigen, dafür aber entscheidenden Detail: Das groß gedruckte Logo von "Lonsdale" ist auch für den unkundigen Betrachter viel deutlicher erkennbar als die mitunter winzigen Zeichen der anderen Marken. Die Medien gehen sich also wieder einmal selbst auf den Leim. So wie etwa der Skinhead in der Öffentlichkeit längst als Synonym für rassistische Gewalt wahrgenommen wird, weil die vielen nicht rechtsextremen und wenig gewalttätigen Skins
schlicht zu unauffällig für eine sensationsgierige und quotenfördernde Berichterstattung sind, so wird die Verbreitung der Marke "Lonsdale" innerhalb diverser Gruppen mit diversen politischen Orientierungen innerhalb der Subkulturen nicht mehr wahrgenommen.
Schade eigentlich, wo man doch gerade so froh darüber ist, endlich wieder eindeutige Zeichen in einem so verflixt wenig eindeutigen Gewirr von Zeichen, Symbolen, Kulten und Gesinnungen entdeckt zu haben. So wie damals die weißen Schnürsenkel...
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