Stefan Rosskopf schrieb:
Dazu finde ich die Gedanken von http://www.meome.de/experten/computer_internet/betriebssysteme/artikel/? frn303_show=article&frn303_article=76718&frn303_ahref=artikel/&frn303_tea ser=on&frn303_maxnum=12&frn303_mhref=index.html recht interessant:
Linux auf Heft-CD-ROMs: Fluch oder Segen? von Markus Reitz
Evaluations-Versionen von Linux-Distributionen als Zugabe auf den CD-ROMs von Computermagazinen sind heutzutage alles andere als selten. Ein Katalysator für die Linux-Verbreitung? ...
... Also frisch ans Werk und mal eben schnell Linux installiert. Partitionen? Mount-Points? Pakete? Nie gehört, aber irgendwie wird das schon klappen, so schwer kann es doch schließlich gar nicht sein. Doch, kann es, und im besten Fall passiert gar nichts, im schlimmsten ist nach der Exkursion ins Reich der alternativen Betriebssysteme eine intensive Beschäftigung mit einer Neuinstallation fällig. Wie so häufig, fehlt auch an dieser Stelle die Einsicht, dass zu einem Profi eben doch ein wenig mehr als die Qualifikation zum CD-Wechsler und Mausschubser gehört. Stattdessen bekommt der die Schuld, der sich sowieso nicht wehren kann - in diesem Fall halt das Betriebssystem:
Linux taugt eben doch nichts und ... ist ja sowieso viel einfacher.
Noch eine Stufe schlimmer wird es, wenn es vermeintlichen Profis gelingt, sich - glücklicher Umstände sei Dank - durch eine Installation zu kämpfen und am Ende vor einem mehr oder weniger funktionsfähigen System zu stehen. Die anfängliche Euphorie über das neue Spielzeug legt sich spätestens dann, wenn man trotz aller Warnungen mit Hilfe des root-Accounts sein System ganz oder teilweise lahm gelegt hat.
Hat man ja gleich gewusst, dass Linux nichts sein kann, denn mit ... wäre so etwas natürlich nicht passiert. ...
... Beinahe zweitrangig ist der Zeitpunkt, zu dem diese User schließlich aufgeben und reumütig wieder zu ihrem guten, alten System zurückkehren. Viel schlimmer sind die Konsequenzen, die sich aus dieser Exkursion ergeben.
Es gilt die einfache Tatsache, dass sich positive Informationen weit weniger schnell als negative verbreiten. Ein zufriedener Linux-User genießt und schweigt, hat er in der Regel doch nicht unbedingt das Bedürfnis, seine Zufriedenheit anderen mitzuteilen. Der von Linux so schäbig hinters Licht geführte User hat dagegen ein geradezu unstillbares Bedürfnis, seine Enttäuschung einer breiten Öffentlichkeit mitzuteilen, denn schließlich sollen ja die anderen vor diesem teuflischen System gewarnt werden, um erst gar nicht vom rechten Weg abzukommen. Beinahe unzählige Einträge in Foren und Newsgroups für Linux-Neulinge geben Kunde von den Bemühungen dieser tapferen Ritter gegen den hinterhältigen Pinguin mit seinen niederträchtigen Freunden.
Und die Moral von der Geschicht' ...
Statt die Aktzeptanz von Linux zu erhöhen, haben solche Heft-CD-ROMs also unter Umständen eher einen Bumerang-Effekt: User, die ihr System für eine extrem aufgemotzte Version einer Spielkonsole oder Schreibmaschine halten, wirken an der Meinungsbildung über ein System mit, das nie für diese Zielgruppe geschaffen wurde und auch in Zukunft für diese überhaupt nicht in Frage kommen wird. Das Resultat: Eine vermeintlich große Anzahl von Benutzern ist nicht mit dem System zufrieden. Vermeintlich deshalb, weil hier ein weiterer Effekt Wirkung zeigt: Zwar hat man es noch nie selbst ausprobiert, doch man will ja mitreden und die vielen Bekannten, die sich negativ über Linux geäußert haben, können sich ja nicht irren.
Auch wenn es sich bei Linux um ein frei verfügbares System mit regem Interesse in der Öffentlichkeit handelt, sollten Evaluationsversionen in erster Linie Heften mit linuxspezifischem Inhalt beigelegt werden, um sowohl das richtige Zielpublikum anzusprechen, als auch entsprechend kompetente Hilfe in Problemsituationen geben zu können. Und auch die zufriedenen Linux-User können ihren Teil dazu beitragen: Berichten Sie von den positiven Erfahrungen mit dem leistungsfähigen Betriebssystem. Linux ist ein benutzerfreundliches System, das sich seine Freunde eben sehr gut aussucht - und das ist auch gut so.
(BTW: Man moege mir den Rechtschreibfehler im Betreff verzeihen, sehe ich leider erst jetzt ;)
Gruss, Stefan
So, dann gebe ich noch ein vorerst (für heute ;-)) letztes Mal meinen Senf dazu. Der Autor dieser Zeilen hat natürlich komplett Recht. Meine erste Linux-Version habe ich bei Rossmann auf einer CD für 4 DM gekauft. Nach erfolgloser Installation habe ich für zwei Jahre die Finger von Linux gelassen.
Nachdem mir irgendwann im Kiosk das Heft "easy Linux" in die Hände fiel und ich mich mit der Materie ein wenig vertraut gemacht hatte, gab es einen erneuten Versuch. Allerdings war das erste Mal nicht vom kompletten Erfolg gekrönt, denn in den ersten 7-8 Stunden wurde unter anderem mein Router nicht erkannt. Nachdem mein Mitbewohner, seines Zeichens Informatik-Student, den Fehler behoben hatte, konnte es endlich auch im Netz losgehen.
Wer sich für eine der vielen Linux-Distributionen entscheidet, sollte vorher wissen, was er will und was er tut:
Gerade bei Billigdruckern, 3D-Grafikkarten und auf Windows abgestimmten Teilen gibt es zum Teil unüberbrückbare Hindernisse. Abhilfe schafft ein Blick in den Rechner und in eine der Datenbanken der Distributoren, die die unterstützte Hardware ausführlich auflisten.
Wer spielen will oder wie oben in den Ausführungen genannt nur ab und zu einen Brief schreiben möchte, braucht nicht zu wechseln. Wer aber ein schnelles und stabiles System haben möchte, dass man hardwaretechnisch nicht alle zwölf Monate updaten muss und sehr gute Netzwerkeigenschaften (mein Hauptgrund) hat, sollte sich Gedanken über einen Wechsel machen.
Wer irgendwann in die Verlegenheit kommt, Software nachzuinstallieren, wird merken, dass durch den Distributionsdschungel (Suse, Redhat, Mandrake, Knoppix etc.) es unter Linux keine einheitlichen Updates bzw. Installationsprogramme gibt. Man muss häufig die für nur die Distribution geeigneten Quellpakete suchen und diese über Befehlskonsolen installieren. Hier gibt es zwar schon diverse Vereinfachungen z.B. YAST, die bestimmte Pakete (rpm) wie unter Windows gewohnt, relativ einfach installieren aber häufig muss man sich noch durch die Readme-Dateien hangeln, um bestimmte Programme einzubinden.
Dieser Nachteil hat auch einen Vorteil. Linux-User lernen besser den Aufbau ihres/eines Betriebssystems und die Funktionsweise der Hardware kennen.
Fazit: Wer mit dem Gedanken schwanger geht, sich Linux auf sein System zu installieren, sollte etwas Zeit mitbringen, um sich ausführlich über das System zu informieren. Wenn ich jetzt ein wenig zu viel Angst verbreitet habe hier noch einmal meine Erfahrung mit der Installation meiner aktuellen Linux-Distribution (Suse 9.0): Festplatte formatiert. CD1 eingeschoben, menügesteuert durch die ersten Abfragen (Land, Sprache etc.) geklickt und los gings. In die Küche gegangen, Ei gekocht und Kaffee aufgesetzt. CD 2 eingelegt. Brötchen geschmiert und gefrühstückt. CD3 und CD4 eingelegt und die Installation war fertig - o.k. es waren "nur" die Standard-Einstellungen, aber nach knapp 60 Minuten hatte ich ein komplett funktionierendes OS. Etwas aufwändiger wird es, wenn man zwei Betriebssysteme parallel auf seinem Rechner haben möchte.
Viele Grüße Björn