Tja Piraten, ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich mich dazu stellen soll. Einerseits wird jedes Mal, wenn mal wieder ein ehrgeiziger Sportler als pharmazeutisches Versuchskaninchen entdeckt worden ist, heftigst die Moralistentrommel von Leuten gerührt, denen ich durchaus zutrauen würde, dass sie selber jedes (nicht nur pharmazeutisches) Mittel anwenden würden, um ihren Vorteil daraus zu ziehen. Andererseits sind natürlich sportliche Ergebnisse, die durch nicht sportliche Manipulation erreicht worden sind, auch für mich alles andere als akzeptabel und schon gar nicht bewundernswert. Bei der TDF ereifern sich in dieser Sache in der Regel die Funktionäre, die ohne diese Ergebnisse überhaupt keine Daseinsberechtigung hätten. Aus dieser Sicht sind deren moralischen Ergüsse natürlich nichts als Heuchelei. Ebenso, wie die der versammelten Medienschaft. Da werden stundenlange Betroffenheitsshows veranstaltet, in denen sich sämtliche Kerners, Poschmanns, Beckmanns und Co. die immer gleichen Gäste gegenseitig zuschicken und als Ergebnis kommt dann heraus, dass die Fersehübertragungen über die TDF in unveränderter Länge und unverändert glorifizierender Kommentierung über alle Kanäle geschickt, weil einem dann das Hemd eben doch näher ist, als die Hose und Geld ja angeblich nicht stinken soll. Der jetzt erwischte Naivling Ricco war auf das Blutdopingmittel CERA, einem EPO-Nachfolge-Produkt der dritten Generation, das unter dem Namen Micera auf dem Markt ist, positiv getestet worden. Man hatte ihm erzählt, dass das Mittel retardierend für ca. drei Wochen wirkt und mit herkömmlichen Methoden nicht nachweisbar sei. In angeblicher Unkenntnis der Tatsache, dass inzwischen eine Testmöglichkeit besteht. Nun will mir doch nicht irgendjemand ernsthaft erzählen wollen, dass dies nur ihm weis gemacht worden ist. Eine Meldung von heute besagt, dass bei einem flächendeckenden Test etwa 2/3 der Fahrer gesperrt werden müssten, dieser Test allerdings nicht möglich ist. Ich will mal so sagen: da ich grundsätzlich an das Schlechte im Menschen glaube, bin ich der Überzeugung, dass es wohl kaum eine lukrative Sportart gibt, in der nicht die natürliche, körperliche Leistung mit allen zur Verfügung stehenden synthetischen Mitteln zu steigern versucht wird. Da dies schließlich auch in nicht lukrativen Sportarten in großem Umfang geschieht, steht für mich außer Frage, dass dies dort, wo Geld verdient wird, natürlich in wesentlich stärkerem Maße getrieben wird. Was mir bei dieser Diskussion im höchsten Maße auf die Eier geht, sind die ewig heuchlerischen Moralisten, die uns ständig mit Begriffen wie Betrug am Zuschauer und ähnlichem in den Ohren liegen, wenn mal wieder einer dieser Sportler erwischt worden ist. Es wird so dargestellt, als würden "wir" Zuschauer von den Sportlern betrogen, und dass diese an den Pranger gehören. Dabei sind diese doch ebenso betrogen wie die Zuschauer. Die wahren Betrüger sind die Herrschaften, die dieses System beherrschen und die Sportler in menschenunwürdiger Form unter Druck setzen, wenn sie sich den aufgestellten Regeln zu widersetzen versuchen. Wenn ein sportlich talentierter, junger Mensch sich darauf einläßt, seinen Sport berufsmäßig auszuüben, also Geld damit verdienen will, hat er sich auf Gedeih und Verderb diesem System zu unterwerfen, oder ihn eben als Amateur, also ohne Einkommen, zu betreiben. So sind die Regeln. Wes Brot ich ess´, dess´ Lied ich sing´. Es geht um Geld, um Geld und nochmal um Geld. Und das nicht zu knapp. So lange das Olympische Komitee und andere internationale Sportverbände von Coca Cola, Adidas, Telecom, VW, Mercedes und vielen anderen global Playern dominiert werden, wird es auch weiterhin Doping geben. Fazit: Es geht wieder mal um Geld und um Macht.
Forza FC St. Pauli, Bodo
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