A.Krenz@stpauli-netpirates.de schrieb am 20.03.04 04:10:42:
Moin bodo
Zum Teil hast Du recht, aber ich denke dennoch, dass unsere Gesellschaft politisch beiweiten nicht mehr soweit auseinandergerissen ist.
Da hast Du nun wieder recht André. Allerdings genau damit habe ich ein Problem. Eine Gesellschaft, die wie Du sagst "politisch nicht mehr so weit auseinander gerissen ist", untertstützt demzufolge mehrheitlich nur noch eine politische Richtung und schaut demnach auch nicht mehr nach anderen Möglichkeiten oder -ganz schlimm- lehnt diese ab und bekämpft sie sogar massiv. Wenn ich ansehen muss, wie sich in Hamburg mehrheitlich eine erwiesenermaßen unfähige und sozialpolitisch katastrofale politische Richtung so massiv durch setzen konnte, bekomme ich es ob dieser medienmanipulierten Gleichschaltung mit der Angst zu tun. Da wünsche ich mir doch sehr, dass sich unsere Gesellschaft so schnell wie möglich wieder auf ihre Meinungs- und Möglichkeitsvielfalt besinnt und sich nicht noch weiter zu einer anonymen, gleichgeschalteten, grauen Masse zusammen backen läßt. Dazu bedarf es allerdings eines hellwachen, scharfen Verstandes und ausgeprägter Sensoren, um sich nicht von den ach so einleuchtenden "Sachzwängen" und politischen "Notwendigkeiten" blenden zu lassen. Die Zeiten der Einheitspolitik ist doch angeblich 1990 vorbei gewesen, jedenfalls in Deutschland, wenn ich mich recht besinne. Warum führen wir diesen Mist jetzt unter anderen Vorzeichen in der vereinigten Republik wieder ein?
... Da sich aber meiner Meinung nach die Rechten nicht weiter nach rechts entwickelt haben ist dort jetzt wohl auch die Mitte. Was wiederum auch für meinen letzten Satz spricht...
Dem kann ich leider nicht so recht zustimmen. Globalisierung ist das Stichwort. Die Rechten sind unverblümt nach rechts gerückt und die Mitte ist mit wehenden Fahnen hinterher gelaufen statt sich dagegen zu wenden. Die Arbeiterklasse ist abgeschafft. Sie sitzt jetzt gut kontrolliert und geschuriegelt auf den Fluren der "Agenturen für Arbeit", wo man sie noch mehr unter Druck setzen kann, damit sie bloß nicht auf "dumme Gedanken" kommt. Die Arbeitslosigkeit wird nicht bekämpft sondern als willkommenes, politisches Druckmittel nicht nur -wie früher - von den Unternehmern, sondern jetzt auch gerne von den Politikern benutzt. Die Löhne und Gehälter werden uns gezielt wieder abgenommen und nur bei politischem Wohlverhalten bekommen wir ein Stück vom Kuchen ab. Die Unternehmen pfeifen inzwischen ganz offen auf Arbeit- nehmerrechte und heuern und feuern nach Gutdünken und die Politiker aller Parteien übertrumpfen sich in immer neuen Ideen, wie sie grundlegende soziale Rechte per Gesetz beschneiden können. Jüngstes Beispiel ist der Vorschlag der CSU, den Kündigungsschutz völlig abzuschaffen. Ich habe aus dem Munde von Mitgliedern der Geschäftsleitung eines mittelstän- dischen Betriebes gerade erst letzte Woche die Aussage gehört: "Wenn wir je- manden rausschmeissen wollen, dann schmeissen wir den raus. Da sch..... wir auf Kündigungsschutzbestimmungen. Soll derjenige doch vor Gericht gehen. Dann zahlen wir ´ne kleine Abfindung und gut ist." Ob ich in ca. 15 jahren (wenn ich dann überhaupt zu arbeiten aufhören darf) eine angemessene Rente bekomme, für die ich bis jetzt über 35 Jahre lang in eine Versicherung einbezahlt habe, steht mehr denn je in den Sternen. Ich musste trotz der 35 Jahre (+ vorausichtlich 15) jetzt noch eine private Altersversorgung abschließen, die mich 160 Euro monatlich kostet und von der ich nicht weiß, ob die damit betrauten Unternehmen nicht bis dahin eine elegante Insolvenz hingelegt und meine Kohle dabei mitgenommen haben. Der gesetzliche Rentenversicherung ist das ja jetzt schon gelungen. Normalerweise nennt man sowas Versicherungsbetrug. Von "nicht weiter nach rechts gerutscht" kann also hier nicht die Rede sein. Was da abläuft ist rechte Politik par exzelenz. Da kann sich manche "Bananenrepublik" eine Scheibe von abschneiden, so subtil wie die Gangster das alles eingefädelt haben. Zu allem Überfluss wird sich dann auch noch in einem pathologischen Sicherheitswahn martialisch gegen jeglichen Widerstand "geschützt", dass es nur so eine Art hat. Mancher Kleinstaat gibt für sein Militär nicht so viel aus, wie sich hier in Deutschland so mancher Stadtstaat aufgerüstet hat. Und trotzdem werden diese Banditen immer wieder mehrheitlich gewählt.
Und die meisten Rebellen werden immer jung sein ;-)
Was für eine schöne jedoch trügerische Hoffnung. Erkenntnis von Tatsachen läßt sehr schnell altern. Aber es gibt auch sehr gute, alte Kämpfer. ;-))
No passeran!!!
-- Forza St.Pauli, Bodo
URL: http://www.stpauli.fussball.ms
"Einige müssen ihre Bauchmuskeln trainieren, obwohl sie nicht mal wissen, was das ist. Wenn die trainieren, kommen sie am nächsten Tag an und meinen, sie hätten was am Blinddarm." (Willi Reimann über den Trainingseifer von Spielern)