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Moin,
sagt mal - es ist ja schön und gut, dass ich euch mit den
Südkurven-Newsletter versorge (und hier ansonsten seit eineinhalb Jahren
nichts mehr passiert) - aber gibt es sowas nicht auch auf anderen Tribünen,
Nord, Gegengerade? Oder einen entsprechenden Flyer? Und nicht eine einzige
Person ist hier bei den Heimspielen und könnte mal was beitragen?
Ich würde die nämlich auch gerne mal lesen, statt immer nur den
usp-Südkurven-Newsletter weiter zu leiten (und das mehrfach, weil die Mail
meist beim ersten Versuch die magische Größen-Grenze vom Mailserver
überschreitet und dann zunächst einmal bounced, bis ich die zu großen
Bilddateien nachbearbeitet und auf eine erlaubte Dateigröße zurechtgestutzt
habe und den Newsletter dann ein weiteres Mal auf die Reise schicke....
Stefan
Beginn der weitergeleiteten Nachricht:
Datum: Fri, 10 Mar 2023 21:47:58 +0000
Von: Südkurve Sankt Pauli <kontakt@ultra-stpauli.de>
Betreff: Heimspiel Fürth, Tapetenaktion 08. März & Sonderzug
** Moin Südkurve,
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bevor wir unseren nächsten Sieg in dieser Saison gegen die Kleeblätter aus
Fürth am Millerntor feiern, möchten wir euch auf eine Aktion anlässlich des
08. März aufmerksam machen. Mehr erfahrt ihr weiter unten.
Außerdem haben wir wieder großes vor - mit dem Sonderzug geht es Anfang
April nach Heidenheim. Also meldet euch jetzt an um mit uns auf eine weitere
wilde Tour zu gehen. Wie immer erfahrt ihr im Anschluss alles über unseren
anstehenden Gegner und was wir bisher mit diesem erleben durften. Als
kleines Schmankerl haben wir noch einen Rückblick in die Saison 15/16 im
Gepäck.
Wir sehen uns zum nächsten Heimsieg!
** Tapetenaktion zum 08. März
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[Bild 1]
** Sonderzug Heidenheim
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Moin Sankt Pauli-Fans,
am Samstag (08.04.) steht um 20:30 das Auswärtsspiel unseres Magischen FC in
Heidenheim an. Zu diesem Spiel wollen Ultrà Sankt Pauli und der Fanladen
Sankt Pauli nochmal ein besonderes Highlight setzen, indem wir einen
Sonderzug auf die Reise schicken. Dabei handelt es sich um den beliebten
Abteilsonderzug, der normalerweise in jeder Saison das Highlight zum
Saisonabschluss darstellt. Aufgrund des Spielplans bzw. Nichtverfügbarkeit
kann es leider weder zum letzten Spiel in Kiel, noch zum Spiel in Darmstadt
einen Sonderzug geben, sodass dies die einzige Möglichkeit sein wird nochmal
gemeinsam mit Allen auf Reise zu gehen.
Damit dieses Projekt umgesetzt werden kann, benötigen wir möglichst schnell
eure Anmeldungen. Wir haben eine extrem kurze Vorlaufzeit und können die
Fahrt nur bei Erreichen einer Mindestteilnehmer*innenzahl umsetzen. Schnappt
euch also eure besten Freund*innen und meldet euch gerne geschlossen an.
Hierfür könnt ihr folgende beiden E-Mail Adressen nutzen, melden euch aber
bitte NUR BEI EINER und nicht bei beiden an.
sonderzug@ultra-stpauli.de (mailto:sonderzug@ultra-stpauli.de)
info@stpauli-fanladen.de (mailto:info@stpauli-fanladen.de)
Gebt bei euren Bestellungen bitte alle Namen der Mitfahrenden, deren
AFM-Status (nur AFM-Mitgliedschaften können den ermäßigten Betrag in
Anspruch nehmen) und die Anzahl der benötigten Stadiontickets. Die
Zahlungsmodalitäten erhaltet ihr zeitnah.
Preislich wird dies voraussichtlich wie folgt aussehen:
Zug: 86€ Normalpreis/ 73€ AFM-Mitglieder
Stehplätze: 14€ Normalpreis/ 9€ ermäßigt
Sitzplätze: 27€ Normalpreis
Details zu Abfahrtszeiten folgen.
Wir hoffen, dass wir hiermit nochmal ein Highlight für die Fanszene setzen
können und unsere Mannschaft auf ihrer derzeitigen Erfolgswelle unterstützen.
Voran Sankt Pauli!
Ultrà Sankt Pauli & Fanladen Sankt Pauli
[Bild 2]
** Gegnervorstellung
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Blick in den Gästeblock - Durften wir uns in den letzten Heimspielen noch
mit zahlenmäßig teils großen Fanszenen messen, so gestaltet sich der Blick
am Wochenende in den Gästeblock ein wenig anders. Nun sehen wir zum elften
Mal seit der Saison 07/08 eben die „Horidos 1000“ im Gästeblock. Bei all den
Zahlen, die Gruppen in ihrem Namen tragen, liest sich 1000 dann doch eher
ungewöhnlich. Der Name setzt sich aus einem Jagdruf „Ho-ri-do“, dem
Antreiben für Hunde (bitte was?) und aus der Zahl 1000 zusammen, die seit
dem Gründungsjahr 2007 für das tausendjährige Jubiläum der Stadt stand.
Diese feierten in der Sommerpause 2022 ihr 15-Jahres-Jubiläum, ebenso wie
ihre Nachwuchsgruppe „Entourage“ das 10-Jährige. Dies feierte die
selbsternannte „Jugend der Stadt“ just bei unserem letzten
Aufeinandertreffen mit einer kleinen Choreo. Seit 2009 zeugt zudem ein
Banner von der Anwesenheit einer zweiten Fürther Ultragruppe, der „Stradevia
907“. Deren Name geht auf das italienische „Strada della Vita“, was sie
sinngemäß mit Lebensweg übersetzen, und den Beginn der Fürther Postleitzahl
zurück. Zusammen bilden diese Gruppen den „Block 12“ im heimischen Sportpark
Ronhof, für dessen Namensgebrauch lange gekämpft wurde. Dort und bei
Szeneveranstaltungen wie dem alljährlichen Sommerfest „Sensation Green“ von
Stradevia begrüßen die Gruppen ihre Weggefährten aus Duisburg. Auch wenn
keine offizielle Freundschaft besteht, so ist Kohorte gern gesehener Gast.
Horidos pflegen überdies Kontakte zu Frenetic Youth aus Kaiserslautern und
seit letztem Jahr, wie jede Gruppe, die was auf sich hält, auch nach Italien
zur Curva Sud Cerignola. Den Blick nach Italien wagte eine der
Gründungspersonen der Fürther Ultras jedoch schon relativ früh, sodass sie
schon im Jahre 1991 die Erfahrung machten, ihre Zaunfahne in der Curva Nord
von Inter aufzuhängen. Nachdem die Mailänder einen ihrer Schwenker den
Gästen aus Fürth schenkten, entstand die „Interclub Fürth“ Zaunfahne, die
fortan be i Fürther Spielen als auch bei Besuchen in Mailand hing. Darüber
berichteten sie eindrücklich im 2021 erschienen Bildband zu 30 Jahren Ultras
in Fürth. Und auch uns findet man zumindest grundsätzlich sympathisch. So
zeigte Stradevia im Winter 2015 ein Spruchband für unsere Stadionverbotler:
„Freiheit für die Verbannten der Südkurve!“ Dies verweist schon auf die
nicht ganz unvernünftige politische Einstellung der Färdder, die sich
beispielsweise auch darin niederschlägt, dass seit „Stradevia hilft...“ im
Dezember 2014 regelmäßig Geflüchtete zu Heimspielen eingeladen werden und
die Flüchtlingsberatung der Caritas unterstützt wird. Inzwischen hat sich
mit den „Ronhof Refugees“ ein Arbeitskreis gebildet, der bereits bei
mehreren Auswärtsspielen einen Bus auf die Beine stellte. Passend dazu,
präsentierten sie in der Saison 18/19 beim Spiel gegen uns zahlreiche
abgerissene Wahlplakate der Faschos vom 3. Weg in Kombination mit einem
„Nazis aufs Maul“ Spruchband. Seit Jahren haben die Fürther ein schwieriges
Verhältnis zu ihrem eigenen Vereinsnamen wegen des ungeliebten Zusatzes
„Greuther“, woraus die Kampagne „Zurück zur SpVgg Fürth“ entstand. Die
Forderung nach einer Rückbenennung zum ursprünglichen Vereinsnamen „SpVgg
Fürth“ fand bereits kurz nach dem Beitritt der Fußballabteilung des TSV
Vestenbergsgreuth (1996) ihren Ursprung. Obwohl sich in der Saison 1996/1997
mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga rasant sportlicher Erfolg verzeichnen
ließ, hatten viele etablierte Anhänger*innen Probleme, sich mit dem neu
geschaffenen Namen und Emblem zu arrangieren. Plötzlich wurden sie
bundesweit als „die Greuther“ bezeichnet, das markante Kleeblatt sah sich im
Rundlogo vom rot-schwarzen Holzschuh übertrumpft und auf offiziellen
Fanartikeln verschwand der ursprüngliche Name „SpVgg“. Und natürlich kommt
solch ein Artikel nicht aus ohne einen kurzen Exkurs zum Glubb. Nürnberg ist
seit jeher der ärgste Rivale von Fürth. Ein Spezifikum bei diesem
feindschaftlichen Verhältnis ist im deutschlandweiten Vergleich die
sozusagen asymmetrische Kriegsführung. Während die Deppen vom Glubb nichts
unversucht lassen, um die wesentlich kleinere Fanszene der Nachbargemeinde
zu terrorisieren, gibt es abseits von Derbyspieltagen keine nennenswerten
Regungen der Fürther in Richtung Nürnberg. Im Jahr 2013 brachen etwa
Nürnberger in die Räumlichkeiten der Sportfreunde Ronhof ein und entwendeten
unter anderem die „Szene Fürth“-Zaunfahne. Die Fürther Gruppen lösten sich
allerdings nicht auf. So haben sich in der Historie der Fanszene nur die
Ultras Fürth 1998 nach achteinhalb Jahren aufgelöst, dies aufgrund eines
hohen Repressionsdrucks und dem empfundenen Ausverkauf ihrer Werte im
modernen Fußball. Zurück zum Struggle mit Nürnberg: So wurde von einem
aufmerksamen Autoren der Basch (liebe Grüße) beobachtet, der sich das
Vergnügen machte am Spieltag mit der Bahn von Nürnberg nach Fürth zu fahren,
dass viele Fürther*innen in Nürnberg wohnen und die wenigen Bahn-Minuten
incognito fahren (müssen). Erst mit Erreichen der Fürther Stattgrenze,
trauen sich die ersten ihre Fanutensilien verhalten auszupacken. Wir reden
hier wohlgemerkt von ganz normalen Fans, die offensichtlich Angst davor
haben müssen, dass irgendwelche Nürnberger sie abziehen. Na herzlichen
Glückwunsch Nürnberg… Ansonsten kann der Block 12 immerhin bei Derbys recht
groß auffahren und zu ordentlichen Märschen mobilisieren, die sonst nur beim
traditionellen Kärwamarsch von der Michaelis-Kirchweih zum Stadion möglich
sind. Auch die (Derby-)Choreographien lassen sich stets sehen, zuletzt im
Derby im Irland Stil, den sie hier und da in ihren Auftritten unterbringen.
Abschließend bleibt zu sagen, denn in einem Punkt sind wir uns einig: Der
Glubb is a Depp.
** Der Blick zurück
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Es geht immer weiter aufwärts mit dem FCSP und nun kommen auch noch die
Kleeblätter aus Fürth ans Millerntor. Ein Gegner, mit dem ich immer gute
Erinnerungen verbinde, da wir am Ronhof am 02.05.2010 das letzte Mal in die
1. Bundesliga aufgestiegen sind. Das letzte Auswärtsspiel der Saison wurde
damals noch mit einer Mottofahrt begleitet. In den Folgejahren nahm es
unsere Fanszene mit den Verkleidungen nicht mehr ganz so genau und griff
eher halbherzig in den Kleiderschrank, sodass diese Tradition folgerichtig
irgendwann ganz verschwand. Damals sorgte das Motto „Zecken on tour“ aber
für Furore und wurde bei allen Mitfahrer*innen des Sonderzuges fantastisch
angenommen. Ein Ausschnitt aus der Gazzetta nimmt euch mal wieder mit:
[Bild 3]
„Die Kostüme der Mottofahrt übertrafen sich selbst und natürlich war auch
der Habitus der Kluft angepasst. So zu sehen in der Fürther Innenstadt, als
einige Leute wegen Bierklau aufgeschrieben werden sollten und sich von allen
Seiten der Pöbel in Assel-Outfits bedrohlich näherte. Die Bullen waren flugs
verschwunden. Stark! Auf alle anderen Ausfälle, von rotem Rauch unterm
Biergartenschirm, über Fahrradfahren in der Kneipe und der Verkleidung
angemessene Gesänge will ich hier gar nicht im Detail eingehen. […]
Immerhin hatten wir zwischen Ankunft und Anpfiff 8 (?) Stunden und der Sankt
Pauli Mob hatte mehrere Marktplätze und Kneipen mit Aussenbereich in
Beschlag genommen“ (La Gazzetta d‘ Ultrà 141, S. 8f.).
Beim Spiel ließ der FCSP später rein gar nichts anbrennen und sorgte mit
einem 4:1 Auswärtssieg für den wohl entspanntesten Aufstieg aller Zeiten.
Stark emotinal war das alles aber natürlich trotzdem: „Die Euphorie, die
spätestens beim Abpfiff vollends das Ruder übernommen hatte, hat mich glatt
zum Heulen gebracht. Muss ich ganz ehrlich sagen, hätte ich nicht erwartet.
Leute, die sich Stücke aus dem Rasen schneiden, um sie zu Hause
einzupflanzen, oder direkt vor Ort zu essen (!), sich in den Armen hängende
Knäuel und einige, die einfach still am Rand stehen und alles auf sich
wirken lassen. Diese Mischung aus selber allen um den Hals fallen und
anderen einfach bei ihrer Freude zuzusehen hat die Stunden nach dem Spiel
für mich wirklich ganz besonders gemacht. Falls ich jemals jemandem erklären
muss, wie sich Freudentaumel anfühlt, werde ich an diesen Abend denken“ (La
Gazzetta d‘ Ultrà 141, S. 5).
[Bild 4]
** USP Saisonrückblick 2015/2016
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„Einmal kommt die Zeit und dann spielen wir europaweit, FC Sankt Pauli...“
Was überwiegend unseren Träumen vorbehalten ist, wurde im Sommer 2015 nach
mehreren Jahren mal wieder Realität. Der magische FC trat zu einem
internationalen Testspiel beim BK Frem in Kopenhagen an, einem kleinen
linken Verein aus Kopenhagen. Mehrere Busse starteten in die Nacht und bei
Sonnenaufgang auf der Fähre durch das Fehmarnbelt wachten wohl die letzten
auf, rieben sich verwundert die Augen und wurden sich gewahr, dass das nicht
nur der Geruch von salziger Meeresluft, sondern von einem internationalen
Spiel war. Wir fühlten uns wie die Größten der Welt - oder zumindest wie
coole italienische Ultras auf der Überfahrt nach Sardinien oder Sizilien. Am
Schwimmbad mitten im Hafenbecken Kopenhagens kamen dann wohl alle auf den
Geschmack solcher Ansetzungen. Der lockere und gute Tifo beim Testspiel
rundete einen unvergesslichen Ausflug ab. Das konnten auch nicht die
blau-schwarzer Kopenhagener mit ihren Nägeln auf dem Rasen verhindern. Nur
wenig später stand eine richtige Premiere ins Haus: Denn beim ersten
Heimspieltag gegen Bielefeld war es vollbracht... Mit der Einweihung des
fertig ausgebauten Millerntors erreichte unser Verein einen Meilenstein, den
sich wohl viele kaum erträumt hatten. Nicht nur aufgrund der Skepsis
gegenüber einem modernen Stadion, sondern auch wegen der neun Jahre Bauzeit
im laufenden Betrieb. Der stetige Wandel hatte diesen einen Aha-Moment
bisher verhindert. Doch an diesem Spieltag, als anlässlich des ersten Spiels
vor fast 30.000 Zuschauern Blockfahnen auf allen vier Tribünenseiten
emporglitten, von Hand zu Hand gereicht wurden und Stoff- sowie Stimmwellen
hin- und herwogten, da war allen klar: Das Millerntor ist charmant gewachsen
und zur Festung ausgebaut worden. Welcome to the hell of Sankt Pauli!
Nach dem fast schon obligatorischen Waschtag vor dem Auswärtskick in
Karlsruhe ging die Saison weiter mit einer eindrucksvollen Aktion beim FSV
Frankfurt. Neben der „Bandiera rossa trionferà“-Choreo in Chemnitz handelte
es sich wohl um das imposanteste Intro in Anlehnung an den politischen
Kampf. Der komplett in rot gehaltene Gästeblock mit gleichfarbigen
Rauchsäulen mobilisierte gegen den „Tag der deutschen Patrioten“ in Hamburg:
„12.9. Hamburg bleibt rot“. Der versuchte Aufmarsch an besagtem Tag wurde
natürlich für die Nazis zum Debakel. Ein wichtiges Zeichen in einer Zeit, in
der auch das widerliche Phänomen HoGeSa („Hooligans gegen Salafisten“)
seinen kurzen Spuk in verschiedenen Städten verbreitete und Valentin in
Untersuchungshaft saß, weil er einen Bremer Nazi-Hool verprügelt haben soll.
Als in Hamburg der Winter Einzug hielt und uns nur der Gedanke an den
Aufstieg unter Trainer-Liebling Ewald Lienen wärmte, ließ der
Repressionsapparat im Viertel viele Gesichter schockgefrieren: Es hagelte
mehr als 80 Stadionverbote für die Lübeck-Chose. Sie datierte zurück auf
Juli 2015, also zwischen dem Testspiel in Dänemark und dem Saisonauftakt,
als ein stattlicher Haufen Sankt Paulianer das Regionalligaspiel der
Männer-Zwoten beim VfB Lübeck besuchen wollte und in einer unübersichtlichen
Situation die Haupttribüne anstelle des Gästeblocks stürmte. Mit einer so
großen Zahl an Stadionverboten war die Südkurve noch nie konfrontiert
gewesen. Beim Auswärtsspiel in Kaiserslautern flaggte der Gästeblock
komplett verkehrt herum an und brachte auf der Anreise den spontanen Hass
auf die Staatsmacht zum Ausdruck: „Bundesweit aus Stadt & Stadion verbannt -
Mittelfinger hoch gegen jedes Bullenschwein im Land“. Nachdem sich einmal
gerappelt, Aufgaben und Rollen umverteilt und bei der 15 Jahres-Feier des
Wilder Westen Sankt Pauli der Kopf freigepustet wurde, war die Direktive der
restlichen Saison klar: Wir sind „UnStoPpable“! Die Choreo visualisierte die
nicht nur sinnbildlichen Mittelfinger und ließ die angelegten Ketten
sprengen. Vor dem Spiel gegen Red Bull Leipzig wiederum nähte ein Freak,
abgebildet auf einem Riesen-Doppelhalter, sozusagen „live“ eine „Diffidati
con noi“-Blockfahne, die sich aus der Nähmaschine in den Block ergoss.
Originell und ausdrucksstark!
Solche Aktionen bewiesen, dass wir trotz allem immer eine Handbreit Wasser
unterm Kiel hatten und haben werden. Eine ähnliche Symbolwirkung hatten die
Post-Spiel-Spaziergänge durch das Viertel inne. Hier brachte regelmäßig eine
breite Masse, die weit über die aktiven Gruppen hinausging, den Diffidati
ihre Verbundenheit und bedingungslose Solidarität zum Ausdruck. Obwohl diese
Märsche immer wieder auch selbst Konfliktpotential mit den Schergen
aufwarfen, ließen sie die gesamte Fanszene eng zusammenstehen. Unsere
Freundschaften waren in diesen Monaten enorm wichtig - auch weil diese
teilweise ähnliches erlebten. So hatten etwa die Münchner:innen nach deren
Schalke-Auswärtsspiel ebenfalls zahlreiche SVs für die Boxerei hinter der
Nordkurve fressen müssen. Die mutmachenden Choreos in der Südkurve München
und Sankt Pauli ergänzten sich dabei gut: „Gemeinsam halten wir den Kurs,
egal wie stark die Stürme sind“ und „Gemeinsam finden wir den Weg aus
dunklen Zeiten“ waren die Botschaften der Schickeria München an uns und
umgekehrt.
Kurz vor Saisonende unternahm die Fanszene eine Fahrradtour zum
Frauen-Pokalfinale zwischen Sankt Pauli und Bergedorf, um den
Stadionverbotlern einen gemeinsamen Spielbesuch zu ermöglichen. Beim grande
Saisonfinale der Herren wiederum sollte der Fokus noch mal zurück auf Verein
bzw. Mannschaft gelenkt werden. Mit einer Konstruktion aus Holzbalken,
zwischen die Luftballons gespannt waren und das Gründungsjahr unseres FCSP
inkl. Outlines bildeten, verabschiedeten wir uns aus der Saison 2015/2016.
Sportlich sprang ein guter 4. Platz heraus, wenngleich mit deutlichem
Rückstand auf die Aufstiegsplätze. Sicherlich hatten wir uns nach der ersten
Halbserie in den Top 3 mehr erträumt, doch nicht jeder Traum kann Realität
werden. „Ich liebe dich, ich träum von dir, in meinen Träumen bist du
Europacupsieger...“
** Streetart
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[Bild 5, 6 und 7]
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