Moin,

Du schreibst:"...Dinzey (allein schon, weil er immer so herrlich fertig aussah)".

Als ich noch mindestens eine Flasche Wodka am Tag einatmete, sah ich
auch immer "so herrlich fertig aus". Allerdings fanden mein Umfeld und meine
Leber das damals überhaupt nicht herrlich.
Am herrlichsten war es nach besinnungs- und traumlosem Schlaf am nächsten
Tag, wenn ich so "herrlich fertig" war, dass ich das erste Glas Wodka mit beiden
Händen auf Knien und auf Ex zu mir nahm, um dann den Tag mit einem "herlich
fertigen" Aussehen zu überstehen.
Exakt so ging es Michel Mazinghu-Dinzey während seiner Jahre beim FC St. Pauli
und bei anderen Clubs. Laut seiner Aussage hat das jedoch nie jemand bemerkt,
was bei vielen Alkoholikern der Fall ist, wenn sie noch so einigermaßen funktionieren..
Und Michel hat nicht nur einigermaßen funktioniert, sondern hat auch noch
Leistungssport betrieben, mit allen Konsequenzen.
Er ist und war übrigens nicht der einzige Alkoholiker in der Liga. Ich habe mit einem
ehemaligen Nationalspieler des anderen Hamburger Vereins zusammen gearbeitet,
der morgens bevor er zum Training fuhr, bereits eine Flasche Wodka intus haben
musste, um zu funktionieren. Der ist sogar mehrfacher deutscher Meister, Pokal-
sieger der Landesmeister (wie er damals noch hieß) und deutscher Pokalsieger
im Vollrausch geworden. Als ich mit ihm zusammen arbeitete, waren wir auch
ständig auf Pegel und nach Feierabend haben wir häufig weiter gezecht.
Er ist irgendwann komplett zusammen gebrochen und inzwischen seit ca. 15 Jahre
trocken.
Ich ereifere mich deshalb so, weil ich mir inzwischen die Aufklärung über die Folgen
des Alkoholmissbrauchs auf die Fahnen geschrieben habe und höchst sensibel
reagiere, wenn dieser mit Worten wie "herrlich fertig" verniedlicht wird.
Ich gestehe Dir zu, dass Du vom Problem Michel Mazinghu-Dinzeys womöglich
nichts gewußt hast, obwohl es in zumindest allen Hamburger Zeitungen, in
ephischer Breite behandelt worden ist.
Ich selber bin seit ca. 10 Jahren trocken.


Forza FC St. Pauli, Bodo

Life is what happens,
while you´re busy making other plans.
(John Lennon 1940 - 1980)