Markus Trapp schrieb: Ich glaube, wir haben heute Abend ein kleines
Fußball-Wunder erlebt.
Ja, in der Tat. Das war die Entschädigung für
alles, was der leidgeprüfte Auswärtsfahrer sonst geboten bekommt. Unser ganz
persönliches Wunder ist heute Morgen um 7 Uhr mit frischen Brötchen zu Ende
gegangen - nach dem totalen Verkehrschaos rund um einen der neuen
Tivoli-Parkplätze und zwei Stunden Schlaf auf einem Rastplatz bei
Würzburg.
Die Stimmung gestern Abend war grandios - das war mit das Beste, was ich
erlebt habe in all den Jahren, in denen ich dem magischen FC
hinterherreise.
Umso größer war der Schock, als sich im Block die Nachricht verbreitete,
dass zwei Fans über die Brüstung am "Marathontor" gestürzt waren. Von einer
Sekunde auf die andere herrschte nach dem ausgelassenen Jubel Totenstille
und Betroffenheit - die Leute hat das Unglück wirklich mitgenommen. Auch uns
ist die Sache extrem nah gegangen. Wir haben nur fünf Meter über der Stelle
gestanden, an der sich der Zwischenfall ereignet hat.
Was wirklich wieder einmal nur noch zum Kotzen war: Genauso schnell wie
die Helfer waren die Gaffer von der Haupttribüne da. Und die Foto- und
Kameraleute... Die hat der Block aber sehr schnell vom Versuch abgebracht, das
Geschehen medienwirksam zu inszenieren.
Die Mannschaft war - und das war umso "erfreulicher", so weit nach
diesem tragischen Vorkommnis davon die Rede sein kann - extrem besorgt und
hilfsbereit. Fabio Morena und Ralph Gunesch beispielsweise
waren minutenlang vor dem Block und haben wie eine Hand voll anderer
Spieler ihre Solidarität mit den Fans gezeigt.
Das hat uns ziemlich imponiert. Und, ja, irgendwie war es schön, zu
sehen, dass es im modernen Fußball doch noch so etwas ähnliches wie
Zusammengehörigkeit zwischen den "Gutverdienern" auf dem Rasen und dem
"normalen" Volk auf den Rängen gibt. Dass Aussagen wie die von Stani, er
tausche die Tabellenführung gerne ein gegen die Gesundheit dieses Menschen,
nicht nur Lippenbekenntnisse vor Kameras und Mikrofonen sind.
Das ist St.. Pauli - und auch deswegen bin ich seit Jahren
diesem Club treu.
Wir sind auf der Rückfahrt an einer Raststätte kurz hinter Aachen den
Spielern begegnet, die sich - verdientermaßen nach dieser Leistung :-) - mit
allerlei ungesundem Chips- und Schokokram eingedeckt haben. "Ralle" und
Matthias Hain haben bei der Gelegenheit erzählt, dass es dem Fan, der in
Aachen in die Tiefe gestürzt war, nach den ersten Schreckensmeldungen im
Stadion den Umständen entsprechend besser ging und er außer Lebensgefahr
sei.
Die Jungs, das war ihnen anzusehen, waren wirklich angeschlagen und haben
nicht einfach nach der Devise gehandelt: "Haken drunter, ab nach Hause, war ja
nur irgendein Fan". Das soll nicht überzogen klingen: Aber es hat nach diesem
Schock im Stadion gestern Abend wirklich gut getan, zu erleben, dass es noch
echte Emotionen gibt in diesem knallharten, glatten Profigeschäft. Dass da
keine Maschinen auf dem Platz stehen, die einfach nur funktionieren,
sondern Menschen mit Gefühlen.
Ich weiß nicht, wer die beiden waren, die da gestern verunglückt
sind. Ich hoffe nur, dass sie schnell wieder gesund werden - speziell der
St. Paulianer, der mit schweren Verletzungen aus dem Stadion fortgebracht
werden musste.
Alles Gute von uns unbekannterweise an dieser Stelle!
So schnell kann ein 5:0 auf einmal ganz schnell zur unbedeutenden
Nebensache werden...
Voran FC St. Pauli!
Frank